Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

"Ich war ein Kind in Theresienstadt"

Zeitzeugengespräch mit Dr. Michaela Vidlakova, 16. November 2017, Uni Freiburg

Das Maximilian-Kolbe-Werk veranstaltete am 16. November 2017 in Zusammenarbeit mit dem Colloquium politicum der Universität Freiburg und der Landeszentrale für politische Bildung, Außenstelle Freiburg, wieder einen Abend in der Reihe "Zeitzeugen der NS-Zeit im Gespräch".

Auf dieser Veranstaltung, die den Titel "Ich war ein Kind in Theresienstadt" trug, berichtete die tschechische Holocaust-Überlebende Dr. Michaela Vidlakova aus Prag über ihre Inhaftierung im Konzentrationslager Theresienstadt von 1942 bis 1944 und wie es ihr und ihren Eltern gelang, zu überleben.

Vor rund 250 Studierenden und anderen Interessierten erzählte die 81-Jährige, wie sie die Ausgrenzung der Juden in Prag erlebte, nachdem die Tschechoslowakei im März 1939 von den Deutschen besetzt und zum Protektorat Böhmen und Mähren erklärt wurde, und wie sie als sechsjähriges Mädchen mit ihren Eltern in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde.

Mit Hilfe von Fotos und Zeichnungen schilderte Michaela Vidlakova ihren Alltag im Theresienstädter Kinderheim und die sog. "Verschönerungsaktion", mit der eine Delegation des Internationalen Roten Kreuzes getäuscht werden sollte.

Mehrmals betonte die Tochter einer Lehrerin und eines Pelzfabrikanten, der im KZ als Zimmermann arbeitete und somit "ein wertvoller Handwerker" war, dass die Familie nur durch Glück und Zufall überlebt hatte und der Deportation in ein Vernichtungslager entkommen war.

Michaela Vidlakova sprach auch über die schwere Zeit, die ihre Familie nach dem Ende des 2. Weltkriegs in der kommunistischen Tschechoslowakei durchmachen musste.

Ihren Vortrag beendete die pensionierte Biochemikerin mit einem Zitat aus dem Gedicht "Emigrantenlied" der jüdischen Schriftstellerin Ilse Weber, die in Theresienstadt Krankenschwester war:

Schluck runter die Tränen, verbeiß deinen Schmerz,

hör nicht auf das Schimpfen und Schmähen!

Dein Wille jedoch sei hart wie das Erz, die Not zu überstehen.

Denn alles wird gut, denn alles wird gut, ertrag geduldig das Warten.

Vertraue der Zukunft, verlier nicht den Mut, die Welt wird wieder zum Garten!

Dann endet die Zwietracht, der Haß und die Gier, und alles Leid hat ein Ende.

Dann sagt dein Feind "Bruder Mensch" zu dir und reicht beschämt dir die Hände.

Denn alles wird gut, denn alles wird gut, ertrag geduldig das Warten.

Vertraue der Zukunft, verlier nicht den Mut, die Welt wird wieder zum Garten!

Nach dem Zeitzeugenbericht kam Dr. Michaela Vidlakova mit zahlreichen Zuhörern ins Gespräch.


Diese Veranstaltung war Teil des Zeitzeugenprojekts, das vom 11. bis 18. November 2017 an Schulen im Großraum Freiburg durchgeführt wurde. => Programm

Die teilnehmenden Zeitzeugen waren:

Krystyna Budnicka
Dr. Michaela Vidlakova
Dr. Leon Weintraub
Alodia Witaszek-Napierala

Das Projekt wurde durch die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg gefördert.