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Internationaler Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus

Auschwitz-Überlebender Jacek Zieliniewicz (90) spricht im Sächsischen Landtag

Vor 72. Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das größte Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Mehr als eine Million Menschen wurden dort ermordet, die meisten davon Juden. Mit verschiedenen Gedenkveranstaltungen wurde am 27. Januar 2017 in Deutschland und in der ganzen Welt der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. 

(Bildquelle: Sächsischer Landtag/ Steffen Giersch)

Am 27. Januar 2017 sprach der 90-jährige Auschwitz-Überlebende Jacek Zieliniewicz aus dem polnischen Bydgoszcz im Sächsischen Landtag. Rund 350 Gäste, darunter zwei Schulklassen aus Dresden, nahmen an der von dem Sächsischen Landtag und der Staatsregierung ausgerichteten Gedenkstunde teil.

Im Alter von nur 17 Jahren wurde Jacek Zieliniewicz verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gebracht. Warum, weiß er bis heute nicht. Nach Auschwitz folgte das KZ Dautmergen bei Rottweil, wo katastrophale Lebens- und Arbeitsbedingungen herrschten. Mitte April 1945 wurde der 19-jährige Jacek, der nur noch 38 kg wog, mit anderen Häftlingen auf den Todesmarsch getrieben. Die ersehnte Befreiung kam eine Woche später, am 23. April 1945, durch französische Truppen.

„Nur Frieden, Freiheit und Freundschaft sind wichtig“, sagt Jacek Zieliniewicz in seiner Ansprache an die Anwesenden. "Ich möchte die jungen Leute an meinem Schicksal teilhaben lassen. Sie haben keine Ahnung, wie Krieg ist, wie das Leben im Krieg ist. Sie müssen dafür sorgen, dass es künftig keine Kriege mehr gibt - es liegt in ihrer Verantwortung. Wie lange werde ich noch leben? Einen Monat? Vielleicht ein Jahr? Die jungen Menschen sind die Zukunft und sie müssen es selbst in die Hand nehmen." (Ansprache von Jacek Zieliniewicz)

Neben Jacek Zieliniewicz hielten auch der Sächsische Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler sowie Ministerpräsident Stanislaw Tillich eine Ansprache.

Künstlerisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch Ausschnitte aus der Mono-Oper "Das Tagebuch der Anne Frank" von Grigori Frid, die von den Landesbühnen Sachsen als Klassenzimmerstück neu inszeniert wurde.

Jacek Zieliniewicz engagiert sich seit vielen Jahren als Zeitzeuge des NS-Regimes im Maximilian-Kolbe-Werk und besucht mehrmals im Jahr Schulen in ganz Deutschland, auch in Sachsen. Dort  führt das Maximilian-Kolbe-Werk seit 2006 in Kooperation mit dem Sächsischen Ministerium für Kultus das Zeitzeugenprojekt "Demokratieerziehung/ Gespräche mit Überlebenden des NS-Regimes an sächsischen Schulen" durch.

Bildquelle: Sächsischer Landtag/ Steffen Giersch

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