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Versöhnung durch Begegnung

Weißrussische KZ- und Holocaust-Überlebende zu Besuch im Schwarzwald

20.06.2017     Zehn Überlebende der NS-Unrechtsherrschaft aus Weißrussland weilen zurzeit auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werks im Schwarzwald und lernen das moderne Deutschland und seine Bürger kennen. In der Zeit des 2. Weltkriegs waren die zwischen 1934 und 1941 geborenen Frauen und Männer in den Konzentrationslagern Auschwitz und Mauthausen, in den Ghettos Slonim, Domanjowka und Liosno sowie in der Haftanstalt Koldytschewo interniert.

Der Senior der Gruppe ist mit 84 Jahren Zachar Tarasiewitsch aus Grodno. In seiner Kindheit kannte er Deutsche nur als Aufseher im Konzentrationslager Auschwitz oder als Ärzte, die ihn "medizinischen Versuchen" unterzogen.

Als Achtjähriger wurde Zachar Tarasiewitsch mit seiner Mutter und vier Geschwistern aus Weißrussland nach Auschwitz deportiert, weil sich sein Vater und der ältere Bruder im Widerstand engagierten. "Uns Kindern wurde Blut abgenommen. Ich musste sieben Mal zum 'Blutspenden'. Auch irgendwelche Einstiche machte man uns. Meine Geschwister Antonina und Vladimir überlebten diese Versuche nicht ", erzählt er. Auch seine Mutter und die übrigen Geschwister sind in Auschwitz umgekommen.  

Das Programm des zwölftägigen Aufenthalts setzt sich aus unterschiedlichen Erholungs- und Begegnungselementen zusammen und beinhaltet unter anderem Ausflüge an den Schluchsee und zum Rheinfall von Schaffhausen, eine Bodenseerundfahrt sowie Besuche im Naturkundehaus am Feldberg und im Bergwerk Finstergrund.

Einer der Höhepunkte des Begegnungsprogramms war der Empfang durch den Freiburger Regierungsvizepräsidenten Klemens Ficht im Basler Hof am 19. Juni. "Der Nazi-Terror hat über Sie und Ihre Familien unsägliches unmenschliches Leid gebracht, was uns sehr leid tut. Die Vergangenheit können wir nicht ungeschehen machen, aber entschieden dafür eintreten, dass in Zukunft ein solches Unrecht nie mehr geschehen kann," betonte Regierungsvizepräsident Ficht.

Regierungsvizepräsident Klemens Ficht empfängt die Gäste im Basler Hof
(c) Regierungspräsidium Freiburg

Nachmittags waren die Senioren in der Geschäftsstelle des Maximilian-Kolbe-Werks zu Gast, wo sie einen Einblick in die Arbeit des Hilfswerks erhielten und die Mitarbeiter/innen kennenlernten. Der Geschäftsführer, Wolfgang Gerstner, begrüßte die Besucher. Bei Kaffee und Kuchen berichteten einige Überlebende auch über ihre Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs.

Besuch in der Geschäftsstelle des Maximilian-Kolbe-Werks

Auch ein Zeitzeugengespräch mit Schüler/innen des Jesuitenkollegs St. Blasien stand auf dem Programm. So berichteten die Zeitzeugen/innen am 20. Juni vor 100 Jugendlichen über ihre Kriegserlebnisse und beantworteten die Fragen.

Begleitet und betreut werden die weißrussischen Besucher von der ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Maximilian-Kolbe-Werks Ursula Hasenmüller aus Köln und der Übersetzerin Galina Labkowskaja, die aus Weißrussland mit angereist ist.

Der Erholungs- und Begegnungsaufenthalt in Feldberg wurde durch den Deutschen Caritasverband und das Erzbistum Freiburg gefördert.

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