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„Habt den Mut, einzuschreiten, wenn ihr Unrecht seht“

Polnische KZ-Überlebende treffen mit Jugendlichen im Rahmen des Erholungs- und Begegnungsaufenthalts in München zusammen

Im Rahmen eines Erholungs- und Begegnungsaufenthalts waren im Juli 2017 zwölf polnische KZ-Überlebende in München zu Besuch. Während des zwölftägigen Aufenthalts sprachen sie unter anderem mit Jugendlichen in München und Schondorf und berichteten von ihren persönlichen Erfahrungen in der Zeit der NS-Diktatur.

Die Gruppe von Überlebenden der Lager Auschwitz, Majdanek, Ravensbrück und Potulice wurde während der gesamten Zeit von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Maximilian-Kolbe-Werks begleitet, die sich um die Gäste und ihr Wohl kümmerten. Das Begleiterteam bestand aus Helga König und Herbert Meinl sowie Marianne Drechsel-Gillner, die zudem für die Sprachvermittlung sorgte. 

Der Aufenthalt in München dient dazu, der Stadt und der Kultur auf neue Art zu begegnen. Museumsbesuche sowie Stadtbesichtigungen, eine Schifffahrt auf dem Ammersee, aber auch der Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau sowie in der Gedenkstätte "Weiße Rose" der Universität München standen auf dem Programm. Der Münchner Stadtrat Christian Müller empfing die polnischen Besucher in Vertretung des Oberbürgermeisters Dieter Reiter im Münchner Rathaus.

Wichtiger Bestandteil des Projekts waren Gespräche mit Schülerinnen und Schülern der Mittelschule Walliser Straße, die an zwei Tagen im Exerzitienhaus Schloss Fürstenried, wo die Gästegruppe untergebracht wurde, zustande kamen.

"Die Erinnerung an das Erlebte und das mehrmalige Erzählen darüber ging nicht spurlos an den Zeitzeugen vorbei", berichtet Herbert Meinl. "Eine Zeitzeugin, die bei der ersten Schulgruppe konzentriert und beherrscht erzählt hatte, begann bei dieser Begegnung plötzlich zu weinen und konnte ihre Erzählung nicht fortsetzen. Ein Schüler weinte ebenfalls."

Nach der Erzählung der Zeitzeugen stellten die Schüler ihre Fragen. Auf die Fragen "Kann das wieder passieren?" und "Was können wir tun, damit das nicht wieder passiert?" lautete die gemeinsame Antwort der Zeitzeugen: "Habt den Mut, einzuschreiten, wenn ihr seht, dass jemand aus eurem Lebensumfeld ungerecht behandelt wird. Wenn jeder von euch in seinem Leben auch nur ein einziges Mal den Mut dazu hat, dann hat sich dieser Aufenthalt gelohnt. Dann war diese Begegnung ein Beitrag zur Demokratie-Erziehung".

Auch das Fazit der begleitenden Lehrer fiel eindeutig aus: "Derartige Zeitzeugenbegegnungen stellen eine substantielle unverzichtbare Ergänzung und Bereicherung des Geschichtsunterrichtes dar. Das Zusammentreffen mit Zeitzeugen wirkt aufgrund der Begegnung von Angesicht zu Angesicht und der emotionalen Beteiligung beider Seiten nachhaltiger als die Wissensvermittlung aus Büchern allein".

An einer Zeitzeugenveranstaltung an der Wolfgang-Kubelka-Realschule in Schondorf waren darüber hinaus 120 Schüler der Klassen 9 und 10 beteiligt. Aufgeteilt in drei Gruppen erzählten Jerzy Jezewicz, Zofia Wareluk und Mieczyslaw Grochowski von ihren dramatischen Erlebnissen während der Zeit des 2. Weltkriegs. Die Begegnung fand einen emotionaleren Abschluss, als der 78-jährige Mieczyslaw Grochowski "I did it my way" von Frank Sinatra sowie das in den Konzentrationslagern entstandene Lied "Tränen der Kinder" auf seiner Trompete spielte.  

Gefördert wurde das Projekt durch den Bezirksausschuss 19 der Landeshauptstadt München. 

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