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Erholungs- und Begegnungsaufenthalt von sechs polnischen KZ-Überlebenden in Hünfeld, 2.-19.05.2016

Vor einigen Tagen haben wir des 71. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs gedacht. Dass sich Deutsche und Polen jemals wieder versöhnlich begegnen könnten, hätte vor 71 Jahren kaum jemand für möglich gehalten. Das Maximilian-Kolbe-Werk versucht seit mehr als 40 Jahren einen Beitrag zur Versöhnung mit Polen und anderen Ländern Mittel- und Osteuropas zu leisten, indem es u.a. Erholungs- und Begegnungsaufenthalte von KZ-Überlebenden in Deutschland organisiert.

Seit vielen Jahren lädt das Werk in Kooperation mit dem Caritasverband der Diözese Fulda polnische Überlebende der NS-Konzentrationslager ins hessische Hünfeld ein. Ziel dieser Maßnahme ist es, den Menschen, die im Zweiten Weltkrieg von Deutschen viel Leid und Unrecht erfahren haben, ein neues, demokratisches Deutschland zu zeigen.

Vom 2. Mai bis 19. Mai 2016 verbringen sechs polnische Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz, Buchenwald und Ravensbrück Tage der Erholung und Begegnung in Hünfeld. Mit 90 Jahren ist Tadeusz Kowalski (s. Bild) aus Warschau der Älteste in der Gruppe. 1944, im Alter von 18 Jahren, wurde er bei einer Razia verhaftet und ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Kurze Zeit später kam er nach Buchenwald, wo er Zwangsarbeit leisten musste.

Für die Betreuung der betagten Gäste, die zwischen 1926 und 1945 geboren wurden, sind die Ehrenamtlichen des Maximilian-Kolbe-Werks und der Caritas Fulda, Marianne Drechsel-Gillner und Anneliese Wiegand, zuständig.

Das Programm des 18-tägigen Aufenthalts beinhaltet neben Besichtigungen und Ausflügen auch Empfänge im Hünfelder Rathaus und bei dem Fuldaer Bischof und Vizepräsidenten des Maximilian-Kolbe-Werks Heinz Josef Algermissen.

Bischof Heinz Josef Algermissen empfängt polnische KZ-Überlebende im Bischofshaus. Foto: Dr. Christian Scharf/ Caritas Fulda

Einen wichtigen Bestandteil des Programms bildet traditionell die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern des Marianums in Fulda. "Zeitzeugengespräche sind das beste Mittel, um etwa die heutige junge Generation über die Grausamkeit des nationalsozialistischen Regimes in Kenntnis zu setzen, da sie sonst nur darüber aus den Geschichtsbüchern erfahren könnten", betonte Bischof Algermissen beim Empfang der polnischen Gäste im Bischofshaus am 13. Mai.

Vor 150 Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe des Marianums sprachen die polnischen Gäste  über den Terror und die Verfolgung, die sie in der Zeit des Zweiten Weltkriegs erfahren haben. Zum Abschluss des zweistündigen Gesprächs appellierten die Zeitzeugen an die Jugendlichen: "Wir haben überlebt, und wir haben verziehen... Aber wir wollen nicht vergessen, und wir wollen berichten - so schwer uns die Erinnerung fällt: Denn ihr jungen Menschen müsst dafür sorgen, dass sich solche Verbrechen in Zukunft nie wiederholen können!"

Die Zeitzeugen aus Polen mit ihren Betreuerinnen Anneliese Wigand und Marianne Drechsel-Gillner sowie Schülerinnen und Schülern mit dem stellv. Schulleiter Stefan Zeier.
Foto: Dr. Christian Scharf/ Caritas Fulda
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