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Deutsch-polnische Begegnungen in der Landvolkshochschule Warendorf-Freckenhorst

Zum 12. Mal konnten sich KZ- und Ghettoüberlebende aus Polen in dem hübschen münsterländischen Städtchen Freckenhorst erholen. Auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werks und in Zusammenarbeit mit der Lüdinghausener Pax-Christi-Gruppe verbrachten die ehemaligen Häftlinge in der Zeit vom 5. bis 19. Juli 2015 beschauliche Tage in der Landesvolkshochschule Warendorf.

Die Frauen und Männer, die als Kinder das Lager Zamosc und das Konzentrationslager Majdanek miterlebten und nun zu einem 14-tägigen Aufenthalt in die Heimat ihrer früheren Feinde gekommen waren, sind heute zwischen 72 und 83 Jahren alt. Ihre traumatischen Erlebnisse erzählten sie während des Aufenthalts interessierten münsterschen Studierenden in der Gedenkstätte Villa ten Hompel. Sie berichteten davon, wie sie mit ihren Familien vertrieben wurden, um Platz für Himmlers Siedlungspläne zu machen, wie unzählige von ihnen ins Konzentrationslager Majdanek deportiert wurden und wie manche, wenn sie dem arischen Rasse-Ideal entsprachen, von ihren Eltern getrennt und ins Deutsche Reich verschleppt wurden.

Neben den Konzert-Besuchen und Teilnahme an Vorträgen wurden die Gäste empfangen von Bischof em. Friedrich Ostermann und von der Politikerin Dr. Angelica Schwall-Düren MdB. Beim Besuch im Antoniuskloster, ließen die Überlebenden als Zeichen des Friedens Tauben aufsteigen und besichtigten anschließen noch die Burg Vischering. Den festlichen Abschluss des Aufenthalts bildete ein Konzert, das auch viele Gäste von außerhalb anzog: Musikerinnen aus Japan und aus der Ukraine brachten auf Gitarre, Querflöte und Klavier kleine Kostbarkeiten von Chopin, Mozart, Piazzolla und anderen Komponisten zu Gehör.

Zur Information:

"Die Kreishauptstadt Zamosc wird zum ersten deutschen Siedlungsbereiche im Generalgouvernement (Polen) erklärt", hieß es 1942 in einer Anordnung Heinrich Himmlers. Für die polnische Bevölkerung sahen die Pläne der deutschen Besatzer wie folgt aus: Die nach den Nazi-Kriterien rassisch wertvollen Einheimischen sollten zur Germanisierung ins Reich gebracht, arbeitsfähige Polen zur Zwangsarbeit eingezogen und alle anderen, die in den Augen der Besatzer als rassisch schlecht galten, in Vernichtungslager gebracht werden . Bis zum Abbruch der Aktion im August 1943 deportierten die Nazis zirka 100.000 Polen aus Zamosc und den umliegenden Gebieten. Ins Reich entführt wurden Tausende polnischer Kinder.

 

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