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"Ich habe ein ganzes Meer von Glück bekommen"

Kuraufenthalt für 15 KZ- und Holocaust-Überlebende in Chmelnik/ Ukraine

15 ukrainische KZ- und Holocaust-Überlebende lud das Maximilian-Kolbe-Werk vom 4. bis 17. Juni 2017 zu einem Kuraufenthalt im Sanantorium "Chmelnik" in der Region Winniza in der Zentralukraine ein.

Begleitet wurde der vierzehntägige Kuraufenthalt von den ehrenamtlich Engagierten Ute Krieger aus Hürth und Valentina Jakovlev aus Frechen bei Köln. Ute Krieger schickte uns den folgenden Bericht.

Begrüßung

Unsere Gäste haben wir im schönen Tagungsraum des Sanatoriums "Chmelnik" herzlich begrüßt, uns vorgestellt, unsere Geschichte vom Brückenbauer vorgelesen und die allerherzlichsten Wünsche des Maximilian-Kolbe-Werks übermittelt.

Zudem haben wir die Begrüßungsbriefe mit einem süßen Pralinengruß an die Gäste überreicht.

Gäste

Die Gäste, die zum Teil in Begleitung von Angehörigen kamen, reisten aus Kiew und Winniza an. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs waren sie in den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald, Dachau und Majdanek oder in einem Ghetto interniert.

Im Folgenden haben wir Informationen zu einigen von unseren Gästen zusammengefasst:

Der Buchenwald-Überlebende Oleksandr Bitschok (*1925) ist seit 11 Jahren verwitwet und lebt alleine. Die Zeit im Sanatorium hat er unendlich genossen, ganz besonders haben ihm die Tanzabende gefallen. Zwei Stunden hat er immer ohne Pause getanzt. "Ich bin so glücklich. Ich habe ein ganzes Meer von Glück bekommen. Erst Buchenwald - jetzt Sanatorium und ich tanze hier mit euch. Ich werde das immer hier im Herzen tragen!" Mit fast 92 Jahren ist er unendlich agil und fit und spricht noch sehr gut Deutsch.

Die Ghetto-Überlebende Antonina Kolosowska (*1936) aus Winniza war sehr glücklich über diese schöne Zeit und unser Wiedersehen. Wir freuten uns sehr, dass es ihr nach unserem Treffen im letzten Jahr doch offensichtlich etwas besser ging und ihre Befürchtung, dass beide Beine amputiert werden müssen, sich nicht bewahrheitet hat.

Der Holocaust-Überlebende Aleksej Maluta (*1943) war in Begleitung seines Sohnes angereist. Vor einiger Zeit war seine Frau, die ihn sonst begleitete, verstorben. Er freute sich auch sehr über unser Wiedersehen und war glücklich über die gute Zeit im Sanatorium.

Die Auschwitz-Überlebende Anna Danilowa (*1939) aus Kiew konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht an unseren gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen, aber gerne war sie bei unseren Treffen auf den Bänken vor unserem Sanatorium dabei. Von unseren Café-Besuchen haben wir ihr immer ein Eis mitgebracht, über das sie sich sehr freute.

Kuranwendungen

Nach der Eingangsuntersuchung durch zwei Sanatoriums-Ärztinnen gab es für jeden Kurteilnehmer einen gut gefüllten Terminkalender mit vielen Kuranwendungen. Zu den angebotenen Heilmaßnahmen gehörten Massagen, Sauerstoff- oder Heilschlammbehandlungen, die heilend auf ihre Herz-Kreislaufstörungen, Nieren- und Atmungswegerkrankungen wirkten.

Freizeitaktivitäten

Gemeinsam konnten wir viel Schönes erleben und unternehmen.

Bei schönem Sonnenschein das tägliche gute Beieinandersein mit schönen Gesprächen auf den Bänken vor unserem Kurhaus
Kleine Spaziergänge im Kurgelände
Unsere täglichen Treffen und Gespräche bei den Mahlzeiten und im Kurbereich
Tanzabende im Club, bei denen besonders Oleksandr Bitschok (91) mit unendlich viel Freude dabei war. Seine treue Tanzpartnerin: die Ehrenamtliche Valentina Jakovlev.
Auch Bronislawa Krawetz und Georgiy Schwed genossen die Tanzabende
Abschied

Das Küchenpersonal des Sanatoriums hatte für uns in einem separaten Bereich der Kantine eine wunderschöne Tafel mit einem reichhaltigen und vielseitigen Essen eingedeckt. So viele gute Worte der Dankbarkeit wurden gesprochen. Valentina und ich wurden beschenkt. Fast alle sind am letzten Nachmittag mit viel Freude noch einmal mit zum Kiosk-Café gegangen und so konnten wir uns bei Eis und Kaffee nochmals für die wunderschöne gemeinsame Zeit bedanken.

Wünsche, die an uns herangetragen wurden

Anastassia Gulei (mitten im Bild mit der Tochter Walentina (links) und Ute Krieger), hat ihren ganz großen Wunsch an das Maximilian-Kolbe-Werk beim Abschiedsessen vorgetragen, dass möglichst bald weitere Projekte durchgeführt werden. Sie sagte, alle werden älter und man habe leider nicht mehr viel Zeit. Zudem wurde von allen wieder der ganz große Wunsch nach einem Wiedersehen und einem weiteren Kuraufenthalt ausgesprochen.

Unser Fazit

Von der politischen Lage im Land konnten Valentina und ich direkt nichts spüren. Da das Sanatorium ja nahezu ausgebucht war, alle Einrichtungen geöffnet und die gewohnten Veranstaltungen stattgefunden haben, konnten wir wieder ein schönes Programm gestalten.

Die Auszeit bei diesem Kuraufenthalt mit den guten Anwendungen hat allen unseren Gästen sehr gut getan und sie konnten diese Entspannung und Erholung genießen. Alle haben nach ihren Möglichkeiten an unseren vielfältigen Aktivitäten mit viel Freude teilgenommen.

Von manchen konnten wir auch in persönlichen Gesprächen wieder etwas über ihre Vergangenheit und ihre jetzige Situation erfahren. Doch im Vordergrund stand bei ihnen das Abschalten vom Alltag. Das haben sie getan und ihre große Dankbarkeit für diese Möglichkeit, die das Maximilian-Kolbe-Werk ihnen gegeben hat und für unsere gute gemeinsame Zeit mit so vielen guten Dankesworten, Umarmungen und strahlenden Augen ausgedrückt.

Auch diesmal war es wieder eine wunderbare und gute Zeit, die wir in Chmelnik mit lieben Menschen erleben konnten. Dafür sind wir sehr dankbar und hoffen sehr, dass wir bald wieder für das Maximilian-Kolbe-Werk unterwegs sein dürfen.

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