Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Zeitzeugenprojekt mit KZ-Überlebenden in Lingen 2015

Vom 5. bis 20. Juli 2015 waren sechs KZ-Überlebende aus Warschau auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werkes zu Gast. Das Projekt wurde zum wiederholten mal in Kooperation mit dem Lingener Ludwig-Windthorst-Haus durchgeführt.

Zwei Wochen lang besuchten sie zwischen 1927 und 1945 geborenen Frauen und Männer die Schulen in Lingen und Umgebung, um den Schülern von ihren Erlebnissen zu berichten. Sie kamen mit Schülern der Jahrgangsstufen 8 bis 10 an sieben Schulen in Lingen, Bad Bentheim und Geeste zusammen. Im Plenum oder aufgeteilt in Gruppen erzählten sie den Jugendlichen von ihren Erfahrungen im Warschauer Aufstand 1944, dem Leid in den Konzentrationslagern Auschwitz, Dachau, Ravensbrück und Mauthausen, den sogenannten "Todesmärschen" und schließlich von der Befreiung im Jahr 1945.

Wie die ehrenamtliche Projektbegleiterin und Übersetzerin Marianne Drechsel-Gillner aus Hannover berichtet, waren die Schüler nach den Gesprächen mit den Zeitzeugen sehr ergriffen. "Ich begleite die Zeitzeugenprojekte seit vielen Jahren und kenne es nicht anders: Die Schüler hören den Zeitzeugen beinahe regungslos zu. Sie halten die Luft an, wenn sie von den medizinischen Experimenten, den unmenschlichen Haftbedingungen und Erschießungen von zurückbleibenden Häftlingen auf den Todesmärschen hören."

Markus Wellmann, Mitarbeiter des Ludwig-Windthorst-Hauses, fügt hinzu: "Die Schüler, die sich im Geschichtsunterricht bereits gesellschaftliche und politische Hintergründe der NS-Zeit angeeignet haben, profitieren von der ganz neuen, persönlichen Sichtweise, die die polnischen Überlebenden ihnen schildern. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass die Schüler sich heute in dem Alter befinden, in dem die Gäste aus Warschau zur Zeit des Zweiten Weltkriegs waren."

Neben Marianne Drechsel-Gillner und Markus Wellmann begleitete die freie Journalistin und Schriftstellerin Elisabeth Tondera aus Lingen als weitere Übersetzerin die Gruppe. Das begleitende Programm wurde von den LWH-Mitarbeitern/innen Agnes Kläsener, Michael Brendel und Markus Wellmann vorbereitet.

Auf dem Programm standen neben Zeitzeugengesprächen ein Empfang im Historischen Rathaus Lingens durch die Zweite Bürgermeisterin der Stadt, Monika Heinen, sowie ein Empfang durch den Bürgermeister der Stadt Haren (Ems), Markus Honnigfort. Die Vorsitzende des Trägervereins des Ludwig-Windthorst-Hauses, Dr. Birgit Stoßberg, organisierte und begleitete unter anderem eine Tagestour in das westfälische Münster. Weitere Ausflüge und Exkursionen führte die Gruppe in das "holländische Venedig" Giethoorn, nach Bourtange (Niederlande) und Osnabrück, wo die Gruppe durch Bischof Dr. Franz-Josef Bode empfangen wurde.

Das Zeitzeugenprojekt in Lingen wurde durch die Mittel der Lotterie "GlücksSpirale" gefördert.