Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

"Nahaufnahme in Auschwitz 2017" Internationale Begegnung für Nachwuchsjournalisten, 23.-28.01.2017

Aktuelle Meldungen

Erste Medienbeiträge veröffentlicht

Eines der Ziele der Int. Begegnung "Nahaufnahme in Auschwitz 2017" war die Erstellung journalistischer Beiträge, die eine breite Öffentlichkeit erreichen. Die ersten Medienarbeiten der teilnehmenden Nachwuchsjournalisten wurden bereits am 27. Januar, dem Internationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, veröffentlicht.

Zu den Medienarbeiten

Tag 5: 72. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

Heute vor 72. Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das größte Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Mehr als eine Million Menschen wurden dort ermordet, die meisten davon Juden. Wir gedenken der Opfer und verneigen uns vor den Überlebenden. 

An diesem Tag wohnen wir folgenden Veranstaltungen bei (Fotos: Samira Frauwallner):  

8:00 Uhr: Gedenken und Kranzniederlegung an der Erschießungswand im Stammlager Auschwitz-I 

9:30 Uhr: Gottesdienst für die Opfer der Konzentrationslager und des Krieges (im Zentrum für Dialog und Gebet)

12:00 Uhr: Die zentrale Gedenkveranstaltung in der sog. "Sauna" in Auschwitz-Birkenau

13:30 Uhr: Gedenkzeremonie am Denkmal für die Opfer in Auschwitz-Birkenau


Tag 4

Zeitzeugengespräch und Interview mit Zachar Tarasiewitsch (82)

Als Achtjähriger wurde Zachar Tarasiewitsch mit seiner Familie aus Weißrussland nach Auschwitz deportiert. Seine Mutter und drei Geschwister sind dort umgekommen: "Uns Kindern wurde Blut abgenommen. Ich musste sieben Mal zum 'Blutspenden'. Auch irgendwelche Einstiche machte man uns. Meine Geschwister Antonina und Vladimir überlebten diese Versuche nicht ". Zachar wurde ins Lager Potulice gebracht, später ins Kinder-Konzentrationslager Konstantynow bei Lodz, wo er im Februar 1945 befreit wurde. Sein Vater erlebte die Befreiung im Konzentrationslager Buchenwald.

Oswiecim: Eine Stadt "im Schatten der Krematorien"

"Wir wissen, dass wir im Schatten der Krematorien leben", sagt die in Oswiecim geborene Urszula C., die unsere Journalistengruppe durch die Gedenkstätte Auschwitz führt. Diesen Satz hören wir in diesen Tagen immer wieder. "38.000 Einwohner zählt unsere Stadt", erzählt ein Taxifahrer, der uns ins Jüdische Zentrum fährt. "Die meisten Besucher, die nach Oswiecim kommen, strömen in die Gedenkstätte Auschwitz. Die 800-jährige Geschichte unserer Stadt beschäftigt dabei leider nur die wenigsten", bedauert er.


Tag 3

Nach dem Frühstück traf unsere Gruppe den stellvertretenden Direktor der Gedenkstätte und des Museums Auschwitz-Birkenau Andrej Kacorzyk. Er betonte, dass die überlebenden Zeitzeugen die Basis für die Arbeit der Gedenkstätte sind. Knapp 60 Überlebende werden zum 72. Jahrestag der Befreiung des Lagers am Freitag erwartet. Sowohl in Auschwitz als auch in Paris werden an diesem Tag zeitgleich Ausstellungen eröffnet.

Besonders beeindruckt hat mich, wie Herr Kacorzyk einige Gegenstände, die in dem Lager zurückgeblieben sind, gedeutet hat. Die Schlüssel stehen dafür, dass die Menschen in ihre eigenen Häuser zurückkehren wollten. Die Puppenaugen zeigen, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Kinder umgekommen sind. Die Uhren der getöteten Juden symbolisieren die Zeit.

Am frühen Nachmittag betrachteten wir den Holocaust unter der Leitung von Stefan Querl dann aus historischer Perspektive. Dabei stellte ich fest, dass die Einteilung in Täter und Opfer nicht eindeutig und die juristische und moralische Aufarbeitung der Taten sehr schwierig ist. (Niklas Tolkamp)

 

Am Mittwochnachmittag hat Leon Weintraub uns seine Erfahrungen und Erlebnisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau geschildert. Weintraub nennt sich selbst „Rarität“. Weil: Zeitzeugen wie ihn gibt es immer weniger. Sie sterben und mit ihnen die persönliche Erinnerung.

Weintraubs Mutter wird von den Nazis im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau vergast. Im Alter von 17 Jahren bringen die Nazis auch ihn in das größte deutsche Vernichtungslager während des Zweiten Weltkriegs. Seine Familie ist jüdisch. Dass in Auschwitz auf ihn Qual und Schmerzen warten, dass die Nazis ihm das Menschsein nehmen, davon weiß der junge Leon anfangs nichts. „Du bist hierher nicht zum Leben gekommen“, sagt ihm dann ein Häftling. Angekommen in Auschwitz werfen die Nazis ihn ins „Zigeunerlager“, reißen ihm beim Haareschneiden die Kopfhaut auf und lassen ihn in der Endlosschleife: arbeiten, hungern, arbeiten.

Dem ausgemergelten, nur noch 35 Kilogramm schweren Leon Weintraub gelingt die Flucht aus dem KZ. Er hat Glück: Die Nazis vergasen, erschießen und prügeln dort mehr als eine Million Menschen zu Tode. In Göttingen studiert Weintraub in der 50ern Medizin und wird Geburtshelfer. Aus Schweden ist er mit seiner Frau angereist, um uns zu treffen. Die Begegnung mit ihm ist beeindruckend. Denn trotz der vielen Schmerzen aufgrund der Erlebnisse während der NS-Diktatur ist ihm eins geblieben, sein Lächeln. Außerdem bezeichnet er sich selbst als „verschworenen Optimisten“. Der 91 jährige Weintraub erzählt nicht nur von seinen ganz persönlichen Erfahrungen, er hat auch eine Meinung zu dem aktuellen Rechtsruck in Europa und dem damit verbundene Erstarken der AfD. Er empfindet dies als „Ohrfeige“ für ihn und die anderen Überlenden.

Am Abend sprechen wir über die Bedeutung der Gespräche mit Zeitzeugen und wie es möglich ist, ihre Geschichte zu erfahren, ohne zu nahe zu kommen. Andrea Beer aus dem ARD-Studio in Wien gibt uns dazu Tipps. (Miguel Helm)  

 

 

Tag 2

Hinter einer Glasscheibe liegen Haare, zehntausende, aufeinander, nebeneinander, ineinander. Manche sind zu Zöpfen geknotet, andere lang und strähnig, auf alle hat sich über die Jahre Staub gelegt.

Die Frauen, die diese Haare getragen haben, sie gekämmt haben und zusammengebunden, sind tot, ermordet in Auschwitz, vor mehr als siebzig Jahren schon. Die Haare wurden ihnen abgeschnitten, bevor sie verbrannt wurden.

Nun sind die Haare Teil einer Ausstellung im Stammlager des Konzentrationslager Auschwitz, ein Versuch, begreiflich zu machen, wie viele Menschen in Auschwitz getötet wurden.

Dort, im Stammlager, beginnt der erst Tag der Jungjournalisten. Drei Stunden lang werden sie durch das Lager geführt, sie gehen durch das Tor, über dem die Aufschrift Arbeit macht frei mit einem auf den Kopf gestelltem B steht, besuchen die Blocks, diverse Ausstellungen.

Nachmittags wird die Führung im wenige Kilometer entfernten Auschwitz-Birkenau fortgeführt. Vom Wachturm können die Jungjournalisten hinunter auf das Gelände schauen, die ungeheuerliche Dimension dieses Vernichtungslager erfassen. Dann werden sie über das Gelände geführt. Es ist kalt, Minusgrade, und alle frieren, obgleich sie warm angezogen sind. Nur schwer kann man sich vorstellen, wie Häftlinge bei dieser Kälte in dünnen Klamotten und zugigen Baracken auch nur wenige Tage überleben konnten.

Am Abend trafen die Jungjournalisten dann Dr. Leon Weintraub, der Auschwitz überlebt hat. Er stellte sich kurz vor, und machte große Hoffnung auf aufschlussreiche Zeitzeugen-Gespräche in den kommenden Tagen.

Den Abschluss eines ersten, sehr intensiven Tages bildete dann ein Gespräch mit Pawel Sawicki, Pressesprecher der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Vor allem interessant waren seine Einblicke, wie Journalisten Auschwitz missbrauchen. (Marc Bädorf)

Auschwitz historisch und journalistisch buchstabieren?! Keine leichte Aufgabe, zumal die KZ-Gedenkstätte zugleich Symbol und Ort unterschiedlichster Emotionen, Nationen und historischer Umgehensweisen sei, wie Pawel Sawicki vom Team der Pressestelle des Staatlichen Museums zu bedenken gab. Intensiv diskutierte der Journalist mit den Medienvertretern im Abenworkhop auch über die Zukunft des Erinnerns und die Seltsamkeiten der Pressearbeit in Oswiecim. Woche für Woche erreiche die Gedenkstätte eine Fülle von Anfragen aus Kreisen von Künstlern, Schauspielern und Querköpfen - zumeist jedoch gehe es um Projektpläne, bei denen die Gedenkstätte nicht ernsthaft genutzt, sondern eher als Bühne zur Selbstbespiegelung herhalten sollte. "Solche Projekte können und wollen wir nicht zulassen", unterstrich er. (Stefan Querl)

Tag 1: Ankommen und Kennenlernen

16 junge Journalisten, vier Länder, ein Ziel: Die mahnende Erinnerung an die NS-Verbrechen wachhalten. Heute Abend stand zunächst das gegenseitige Kennenlernen auf dem Programm. Ausgetauscht wurde außerdem über die Motivation, an der Begegnung teilzunehmen. Morgen steht der Besuch der Gedenkstätte Auschwitz an.


Programm

19.01.2017     Im Mittelpunkt der Projekttage in Oswiecim stehen Gespräche mit den Auschwitz-Überlebenden Dr. Leon Weintraub (91) aus Stockholm/Schweden und Zachar Tarasiewitsch (82) aus Grodno/Belarus. Beide kehren an den Ort ihres Leidens zurück, um ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit den jungen Journalisten zu teilen. Das Programm sieht für die Nachwuchsjournalisten zudem verschiedene Werkstätten vor, in denen sie sich mit der medialen Vermittlung von Geschichte und der Erinnerungen der KZ- und Ghettoüberlebenden befassen und eigene Publikationen erstellen. Beim Erarbeiten der Medienbeiträge werden sie von erfahrenen Mentoren begleitet.

Zum Programm

Die Teilnehmer stehen fest

18.11.2016     16 Nachwuchsjournalisten aus Deutschland, Österreich, Russland und der Ukraine werden Ende Januar 2017 an der Internationalen Begegnung "Nahaufnahme in Auschwitz 2017" teilnehmen. Sie wurden aus 120 Bewerbern ausgesucht.


Vielen Dank für Ihre Bewerbung

02.11.2016     Das Maximilian-Kolbe-Werk dankt allen jungen Journalisten, die sich um die Teilnahme an unserer Internationalen Begegnung "Nahaufnahme in Auschwitz 2017" beworben haben. Wir haben  rund 120 Bewerbungen aus Deutschland, Russland, Belarus, Österreich, Bulgarien, China und der Ukraine erhalten und sind über das große Interesse sehr erfreut. Leider haben wir nur 16 Plätze zu vergeben. Alle Bewerber werden bis zum 11. November 2016 informiert, ob sie für die Teilnahme ausgewählt wurden.

Einladung zur Bewerbung

Infoblatt

02.09.2016     Das Maximilian-Kolbe-Werk lädt Nachwuchsjournalisten aus Deutschland und anderen Ländern Mittel- und Osteuropas zur Bewerbung um die Teilnahme an der Internationalen Begegnung "Nahaufnahme in Auschwitz 2017" ein.  

Die Begegnung findet vom 23. bis 28. Januar 2017 in Oswiecim (Auschwitz)/ Polen statt und richtet sich an junge Menschen im Alter zwischen 18 und 28 Jahren, die sich im Volontariat oder in einer journalistischen Ausbildung befinden.

Die Bewerbungsfrist endet am 31. Oktober 2016. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung über das Online-Formular! (Das Formular wurde nach Ablauf der Bewerbungsfrist deaktiviert).


Ansprechpartner

Dr. Danuta T. Konieczny

Tel.: +49 (0)761 / 200-752

E-Mail: danuta-konieczny(at)maximilian-kolbe-werk.de 

 

 

Liliya Doroshchuk

Tel.: +49 (0)761 / 200-348

E-Mail: liliya-doroshchuk(at)maximilian-kolbe-werk.de