Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Hilfe für Überlebende in Lviv

"Ich hoffe, dass wir uns im nächsten Jahr wieder sehen", sagt die 100-jährige Irina Schul (rechts im Bild) aus Lviv, als sie sich von den Ehrenamtlichen des Maximilian-Kolbe-Werks verabschiedet. Die Überlebende des Konzentrationslagers Ravensbrück war eine von 23 NS-Opfern, die Ursula Fox aus Paderborn und Ulrich Sibbing aus Freiburg Anfang Januar 2019 in der Ukraine besuchten.

Anlässlich des orthodoxen Weihnachtsfests haben wir die ehemaligen KZ- und Ghetto-Häftlinge, die von 1918 bis 1942 geboren wurden, zu einem Festessen ins Restaurant "Zeppelin" eingeladen. Unsere ehrenamtlichen Helfer, die für vier Tage in die westukrainische Metropole reisten, haben ihnen auch finanzielle Unterstützung mitgebracht.

Der Januarbesuch gehören mittlerweile zum festen Bestandteil der Unterstützung für KZ-Überlebende in Lviv. "Die Menschen fragen jedes Mal, ob wir nächstes Jahr wieder kommen", berichtet Ursula Fox, die seit vielen Jahren das Projekt begleitet. Organisiert wurde das Projekt auch in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit dem Medyko-Sozialen Zentrum des Lviver Roten Kreuzes.

Die Weihnachtsfeier

"Die Weihnachtsfeier im Restaurant "Zeppelin" verlief sehr harmonisch, die Wiedersehensfreude war groß", sagt Ursula Fox. "Nach meiner kurzen Begrüßungsansprache, in der ich besonders die hundertjährige Irina Schul gewürdigt habe, stellte sich auch Ulrich Sibbing vor". Der Freiburger Zahnarzt gehört seit kurzem zum Kreis der ehrenamtlich Engagierten des Maximilian-Kolbe-Werks und freute sich über seinen ersten Einsatz.

Das Treffen wurde auch in diesem Jahr von der Banduraspielerin Uljana begleitet, "die mit Musik und Gesang das Treffen verschönerte". "Auch die Gäste stimmten in den Gesang mit ein. Den Anfang machte dabei die Älteste - Irina Schul".

"Zum Abschluss des Festes haben wir die Weihnachtsbriefe des Maximilian-Kolbe-Werks mit dem Geldgeschenk verteilt, welche freudig entgegengenommen wurden", erzählt Ulrich Sibbing.

Die Gäste freuen sich über das Wiedersehen
Auch für die musikalische Begleitung wurde gesorgt
Ursula Fox eröffnet die Weihnachtsfeier mit der Begrüßung
Ulrich Sibbing überreicht die Geldgeschenke

Die Krankenbesuche

"Am Nachmittag nach dem Festessen und am nächsten Tag haben Nina Dobrenka, Leiterin des Medyko-Sozialen Zentrums des Lviver Roten Kreuzes, Wanda Dubno, Vorsitzende der Organisation der minderjährigen Häftlinge, Ulrich Sibbing und ich Krankenbesuche gemacht", berichtet Ursula Fox. "Es war deutlich spürbar, dass Frau Dubno für die Kranken eine geschätzte Vertrauensperson darstellt. Sie strahlt Ruhe und Gelassenheit aus und kümmert sich um ihre Schutzbefohlenen, ihre "Kinder" wie sie sagt".

Ursula Fox und Ulrich Sibbing haben ihre Eindrücke von den Krankenbesuchen für uns aufgeschrieben.

***

Anna Tscherkaschina (91) lebt schon seit längerem mit sehr starken körperlichen Einschränkungen, denn sie hat in Folge eines Unfalls eine schmerzhafte Rückgratverkrümmung. Die Ravensbrück-Überlebende kann sich aufgrund ihrer Rücken - und Kniebeschwerden nur noch in der Wohnung bewegen, verrichtet dabei aber doch noch einige Hausarbeiten.

"Ich koche, spüle, räume auf. Nur meine Sehkraft hat sich sehr verschlechtert. Ich kann nur noch mit der Lupe lesen. Das Fernsehen habe ich schon vor zwei Jahren abgemeldet. Ich höre viel Radio, manchmal auch Gottesdienste." D

a sie nicht mehr zur Kirche gehen kann, betet sie eben zu Hause. An der Wand sind einige Muttergottes-Bildchen angebracht. Trotz ihrer Beschwerden hat Anna ihren Humor bewahrt. Das bestätigt auch die junge Frau aus der Nachbarschaft, die sich um Anna kümmert und sie "Tante Anna" nennt. Wir hatten den Eindruck, dass die beiden sich sehr gut verstehen. "Wir scherzen miteinander, streiten und versöhnen uns", sagt die Nachbarin. Mit einem schönen Lächeln in ihrem gepflegten Gesicht verabschiedet Anna uns.

***

Die Holocaust-Überlebende Berta Uz (90) liegt, wie schon beim Besuch im letzten Jahr, mit all ihren Beschwerden im Bett, aus dem sie überhaupt nicht mehr herauskommt. Trotzdem macht sie einen zufriedenen Eindruck.

"Ich halte sehr viele telefonische Kontakte und werde gut von einer Pflegekraft versorgt, die von der jüdischen Gemeinde bezahlt wird. Am Wochenende kümmert sich eine Nachbarin um mich." Sie erinnerte sich gut an den letztjährigen Besuch und verabschiedet uns mit guten Wünschen.

***

Oleg Wasiukow (86) ist bettlägerig. Seine Pflegerin berichtet, dass er auch gar nicht mehr sitzen kann, der Rollstuhl steht ungenutzt in einer Ecke. Er nimmt uns jedoch mit wachen Blicken wahr, kann sich aber nicht äußern.

Den Geschenkbrief nimmt der Holocaust-Überlebende in die Hand und möchte ihn öffnen, wobei ihm die Pflegerin behilflich ist. "Ich lese ihnen den Brief später vor. Da ist auch Geld drin, 300 Euro", sagt sie.

***

Der Überlebende des Ghettos Petschora Grigorij Kostiuk (87) ist während des Besuchs nicht ansprechbar, er ist bettlägerig und schläft. Seine Ehefrau kümmert sich um ihn und ist offensichtlich mit seiner Pflege überfordert.

"Meine Hände und Arme fangen schon an zu zittern. Morgens kommt zwar eine Pflegekraft, die Hauptlast der Pflege liegt aber bei mir. Auf den Toilettenstuhl heben, Pampers wechseln usw. Ich bin zusammen mit meinem Mann auch schon einmal hingefallen. Ich selbst verlasse die Wohnung kaum noch, höchstens um Vorräte aus dem Keller zu holen. So lange ich es kann, will ich durchhalten."

Eine kleine, aber starke Frau, die uns lächelnd und mit Tränen in den Augen verabschiedet.

"Die Gruppe der ehemaligen Häftlinge in Lviv wird trotz der sehr betagten Menschen sicher noch einige Jahre zusammenkommen können, auch wenn sie wegen der Todesfälle immer kleiner wird", fassen Ursula Fox und Ulrich Sibbing ihre Eindrücke von dem Besuch in Lviv zusammen. "Deshalb sollte das vorweihnachtliche Treffen, das den Teilnehmern offensichtlich viel Freude bereitet, auch weiterhin durchgeführt werden".