Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

"Unsere Großmutter hat ihr Ehrenamt an uns übergeben" - Studentinnen besuchen KZ-Überlebende in Polen

Die Studentinnen Janina und Melissa Hehnen aus München waren kürzlich wieder zu Hausbesuchen bei KZ-Überlebenden in Polen unterwegs. In der 650 km entfernten Region Legnica im Westen Polens besuchten sie Ende Mai 14 ehemalige Häftlinge.

Die Cousinen sind die Urenkelinnen des Gründers des Maximilian-Kolbe-Werks Alfons Erb. In vergangenen Jahren fuhren sie mit ihrer Großmutter Monika nach Polen, die sich jahrzehntelang ehrenamtlich für das Kolbe-Werk engagierte. "Unsere Großmutter musste nun kürzer treten und hat ihr Ehrenamt an uns übergeben", sagen die jungen Frauen.

Unterstützung erhielten Janina und Melissa von unseren Vertrauenspersonen für die Region Legnica, dem Ehepaar Alina und Bogdan Kwiecinski. Bei der Übersetzung standen ihnen Violetta und Agnieszka Kwiecinski (Tochter und Enkelin des Ehepaars) sowie Frederik Köke, unser Freiwilliger im Sozialmedizinischen Zentrum Lodz, zur Seite.   

Ihre Eindrücke von den Besuchen in Polen haben Janina und Melissa für uns aufgeschrieben.

Weronika Molodziejko (85) wohnt mit ihrem an Alzheimer erkrankten Mann und ihrem Sohn zusammen. Ihren Mann muss die Überlebende des Lagers Majdanek täglich pflegen und waschen. Im Haus gibt es weder eine zentrale Heizung, noch eine Dusche. Dieser Besuch war insgesamt sehr emotional, Frau Molodziejko hat viel geweint und wollte uns am Ende gar nicht gehen lassen.
* Das Maximilian-Kolbe-Werk unterstützt Frau Molodziejko mit einer finanziellen Beihilfe.
Julia Zawalna (86) war in der ersten Klasse, als der Krieg begann. Zusammen mit ihrer Familie wurde sie in ein Lager verschleppt, in dem ihre kleine Schwester vergiftet wurde. Sie selbst hat den Krieg überlebt. Ihre Mutter beging nach Kriegsende Suizid, der Vater wurde unter Stalin verhaftet und eingesperrt. Trotz dieser Schicksalsschläge hat Julia ihren Lebensmut bewahrt und ist voller Energie.
Die 93-jährige Ewa Brzuchowska ist Überlebende der Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen. Bei unserer Ankunft hat sie sofort angefangen, auf Deutsch von ihrer Vergangenheit zu erzählen, und uns schon vorbereitete Dokumente gezeigt. Ewa ist krebskrank und wohnt allein. Ihre Tochter kümmert sich regelmäßig um sie.
Stefania Roguzinska war während des Zweiten Weltkriegs im KZ Majdanek interniert. Die 85-Jährige lebt mit ihrem Sohn zusammen und wird täglich von ihrem Urenkel besucht. Gesundheitlich geht es ihr ihrem Alter entsprechend gut. Sie möchte ihr Bad umbauen und anstelle der Badewanne eine Dusche installieren lassen. Dafür spart sie zurzeit.
* Das Maximilian-Kolbe-Werk unterstützt dieses Vorhaben mit einer Beihilfe.
Maria Kisielewska-Podrez ist mit ihren 82 Jahren sehr vital und engagiert sich aktiv in der Gedenkarbeit in einem Verein. Sie lebt alleine und kommt damit gut zurecht. Uns hat vor allem ihre Aktivität und ihre Lebenseinstellung beeindruckt - selbst wenn sie nichts zu erledigen hat, geht sie die vier Stockwerke nach unten, um unter Leute zu kommen.
Aniela Kaczmarek (86) lebt zusammen mit ihrem Ehemann, das Paar ist mittlerweile seit 60 Jahren verheiratet. Als kleines Kind kam sie mit ihrer Familie ins KZ Majdanek, das nur sie und einer ihrer Brüder überlebten. Dieser hat sie nach Kriegsende bei sich und seiner Frau aufgenommen. Aniela musste viele Jahre lang und schwer arbeiten, um sich und ihre Familie zu ernähren.