Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

"Ich habe so auf Sie gewartet!"

Hausbesuche bei KZ-Überlebenden im Umland von Moskau

Zum ersten Mal seit über zehn Jahren konnte das Maximilian-Kolbe-Werk wieder Überlebende der NS-Konzentrationslager im Umland von Moskau besuchen. Dort leben heute noch rund 65 KZ- und Ghetto-Überlebende.

Dr. Danuta T. Konieczny und Christoph Kulessa aus der Freiburger Geschäftsstelle sowie die ehrenamtlich Engagierten Dr. Ursula Fox aus Paderborn und Jörg Schaper aus Freiburg besuchten die zumeist über 90-jährigen NS-Opfer zu Hause. Jeder erhielt eine Beihilfe von 300 Euro.

"Ich habe so auf Sie gewartet!" sagte der 84-jährige Nikolaj Polovtsev, Überlebender des Lagers Konstantynow, zur Begrüßung. "Damals vor 13 Jahren haben Sie versrochen, wieder zu kommen. Und ich wusste, dass die Deutschen ihr Versprechen halten würden". 

Den Besuch bei Nikolaj Polovtsev sowie bei anderen KZ-Überlebenden haben Jörg Schaper und Ursula Fox für uns dokumentiert.  

Bildergalerie

  • Große Wiedersehensfreude: Nikolaj Polovtsev hat lange auf den Besuch des Maximilian-Kolbe-Werks gewartet. Zuletzt haben wir ihn 2006 besucht.
    Große Wiedersehensfreude: Nikolaj Polovtsev hat lange auf den Besuch des Maximilian-Kolbe-Werks gewartet. Zuletzt haben wir ihn 2006 besucht.
  • "Ich wusste, dass die Deutschen ihr Versprechen halten würden", sagt er zur Begrüßung. Wir haben dem 84-Jährigen, wie auch anderen Besuchten, ein Geldgeschenk von Spender/innen aus Deutschland überreicht.
    "Ich wusste, dass die Deutschen ihr Versprechen halten würden", sagt er zur Begrüßung. Wir haben dem 84-Jährigen, wie auch anderen Besuchten, ein Geldgeschenk von Spender/innen aus Deutschland überreicht.
  • Auch Ekaterina Maslowa freut sich über den Besuch von Dr. Danuta T. Konieczny. Die 94-jährige hat im 2. Weltkrieg das Konzentrationslager Stutthof überlebt.
    Auch Ekaterina Maslowa freut sich über den Besuch von Dr. Danuta T. Konieczny. Die 94-jährige hat im 2. Weltkrieg das Konzentrationslager Stutthof überlebt.
  • "Ich war im KZ Stutthof, weil ich als 15-jährige Partisanin aufgeflogen bin und verhaftet wurde“, erzählt sie. Ekaterina wird von einer Pflegefachkraft betreut, ihre 65-jährige Tochter Natalia schaut mehrmals pro Woche bei ihr vorbei.
    "Ich war im KZ Stutthof, weil ich als 15-jährige Partisanin aufgeflogen bin und verhaftet wurde“, erzählt sie. Ekaterina wird von einer Pflegefachkraft betreut, ihre 65-jährige Tochter Natalia schaut mehrmals pro Woche bei ihr vorbei.
  • Natalia Starowoitowa (88) ist sehr einsam – sie hat keine Familie. Vor einiger Zeit ist sie gestürzt und kann jetzt die Wohnung nicht mehr verlassen. „Ich habe ständig Schmerzen - Salben und andere Medikamente helfen nicht,“ erzählt sie unserem Geschäftsführer Christoph Kulessa.
    Natalia Starowoitowa (88) ist sehr einsam – sie hat keine Familie. Vor einiger Zeit ist sie gestürzt und kann jetzt die Wohnung nicht mehr verlassen. „Ich habe ständig Schmerzen - Salben und andere Medikamente helfen nicht,“ erzählt sie unserem Geschäftsführer Christoph Kulessa.
  • Geboren wurde Natalia in Weißrussland. Mit vielen anderen Dorfbewohnern kam sie in ein Lager in Witebsk, von dort wurde sie zusammen mit ihrer Mutter und ihren drei Geschwistern ins KZ Majdanek deportiert. Im Lager starben ihre Mutter und ihr Bruder. „Wir Kinder wurden nach Konstantynow bei Lodz/Polen gebracht.“ Nach der Befreiung ist sie mit einem Kindertransport in ein Waisenhaus nach Russland gebracht worden.
    Geboren wurde Natalia in Weißrussland. Mit vielen anderen Dorfbewohnern kam sie in ein Lager in Witebsk, von dort wurde sie zusammen mit ihrer Mutter und ihren drei Geschwistern ins KZ Majdanek deportiert. Im Lager starben ihre Mutter und ihr Bruder. „Wir Kinder wurden nach Konstantynow bei Lodz/Polen gebracht.“ Nach der Befreiung ist sie mit einem Kindertransport in ein Waisenhaus nach Russland gebracht worden.
  • Aleksandr Dudkin (92) wohnt in einer Gartensiedlung, die ganz in der Nähe des Flughafens Schremetjewo liegt. In beängstigender Nähe und im Minutenabstand fliegen große Flugzeuge darüber. Er lebt mit seinem kranken Sohn in einem kleinen, sehr renovierungsbedürftigen Haus.
    Aleksandr Dudkin (92) wohnt in einer Gartensiedlung, die ganz in der Nähe des Flughafens Schremetjewo liegt. In beängstigender Nähe und im Minutenabstand fliegen große Flugzeuge darüber. Er lebt mit seinem kranken Sohn in einem kleinen, sehr renovierungsbedürftigen Haus.
  • Aleksandr ist extrem schwerhörig. Er berichtete unserer Ehrenamtlichen Dr. Ursula Fox viel Schreckliches von seiner Inhaftierung in den Konzentrationslagern Dachau und Mauthausen.
    Aleksandr ist extrem schwerhörig. Er berichtete unserer Ehrenamtlichen Dr. Ursula Fox viel Schreckliches von seiner Inhaftierung in den Konzentrationslagern Dachau und Mauthausen.
  • Ludmila Morosowa (79) ist sehr krank. Die Überlebende des KZ Buchenwald hat Herzbeschwerden, musste sich mehrfach operieren lassen und hat dabei eine Niere verloren. „Besonders problematisch für mich sind die Insulin-Spritzen“.
    Ludmila Morosowa (79) ist sehr krank. Die Überlebende des KZ Buchenwald hat Herzbeschwerden, musste sich mehrfach operieren lassen und hat dabei eine Niere verloren. „Besonders problematisch für mich sind die Insulin-Spritzen“.
  • „Ich bekomme nur die Standard-Dosis erstattet. Alle anderen muss ich selbst bezahlen. Wenn meine Tochter Larissa nicht wäre, wüsste ich nicht wovon“, klagt sie. Ludmila erhält 24.000 Rubel Rente im Monat, das sind etwa 300 Euro.
    „Ich bekomme nur die Standard-Dosis erstattet. Alle anderen muss ich selbst bezahlen. Wenn meine Tochter Larissa nicht wäre, wüsste ich nicht wovon“, klagt sie. Ludmila erhält 24.000 Rubel Rente im Monat, das sind etwa 300 Euro.
  • Die Schwestern Walentina Smortschkowa (85) und Tatjana Fomina (83) waren als Kinder im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau inhaftiert. Die beiden wohnen in der gleichen Straße nicht weit voneinander entfernt. "Wir besuchen einander, stützen uns gegenseitig," sagt Walentina. „Wir leben nicht zusammen, weil wir eigenständig bleiben wollen", ergänzt Tatjana.
    Die Schwestern Walentina Smortschkowa (85) und Tatjana Fomina (83) waren als Kinder im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau inhaftiert. Die beiden wohnen in der gleichen Straße nicht weit voneinander entfernt. "Wir besuchen einander, stützen uns gegenseitig," sagt Walentina. „Wir leben nicht zusammen, weil wir eigenständig bleiben wollen", ergänzt Tatjana.
  • "Bald sind wir nicht mehr am Leben. Dabei haben wir so viel Wichtiges zu erzählen. Von Hass, der niemals zu etwas Gutem führt und von Frieden, der so ungeheuer wertvoll ist“, sagt Walentina.
    "Bald sind wir nicht mehr am Leben. Dabei haben wir so viel Wichtiges zu erzählen. Von Hass, der niemals zu etwas Gutem führt und von Frieden, der so ungeheuer wertvoll ist“, sagt Walentina.
  • Die 79-jährige Walentina Bersenewa lebt allein in einer 2-Zimmerwohnung. Die Überlebende des KZ Klooga ist heute schwer krank. „An meine Gesundheit denke ich aber nicht so oft, weil ich zwei Kinder, vier Enkel und einen Urenkel habe, die mich gerne besuchen“, sagt Walentina.
    Die 79-jährige Walentina Bersenewa lebt allein in einer 2-Zimmerwohnung. Die Überlebende des KZ Klooga ist heute schwer krank. „An meine Gesundheit denke ich aber nicht so oft, weil ich zwei Kinder, vier Enkel und einen Urenkel habe, die mich gerne besuchen“, sagt Walentina.
  • "Ich habe Diabetes, Arteriosklerose und Bluthochdruck“, erzählt sie Dr. Danuta T. Konieczny. "Den Großteil meiner Rente gebe ich für Medikamente aus".
    "Ich habe Diabetes, Arteriosklerose und Bluthochdruck“, erzählt sie Dr. Danuta T. Konieczny. "Den Großteil meiner Rente gebe ich für Medikamente aus".
  • Anna Nikulina (77) ist die jüngere Schwester von Walentina Bersenewa. „Früher war ich oft mit meiner Schwester zusammen. Doch nun kann ich kaum noch fort von Zuhause, weil mein Mann Anatolij sehr krank ist“.
    Anna Nikulina (77) ist die jüngere Schwester von Walentina Bersenewa. „Früher war ich oft mit meiner Schwester zusammen. Doch nun kann ich kaum noch fort von Zuhause, weil mein Mann Anatolij sehr krank ist“.
  • Mit Anatolij (83) ist Anna seit 57 Jahren verheiratet. "Die beiden strahlen eine beeindruckende Vertrautheit aus", erzählt der ehrenamtliche Projektbegleiter Jörg Schaper.
    Mit Anatolij (83) ist Anna seit 57 Jahren verheiratet. "Die beiden strahlen eine beeindruckende Vertrautheit aus", erzählt der ehrenamtliche Projektbegleiter Jörg Schaper.
  • Jewgenia Pudowa (95) wurde zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert und hat zunächst in einem Walzwerk in Wattenstädt gearbeitet. „Bei einem Fluchtversuch wurde ich aufgegriffen und kam in das KZ Ravensbrück“, erzählt sie. Danach arbeitete sie in einer Rüstungsfabrik, einem Außenlager von Buchenwald. „Wegen Verdacht auf Sabotage wurde einmal ein Mädchen gehängt und wir mussten alle dabei zuschauen.“
    Jewgenia Pudowa (95) wurde zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert und hat zunächst in einem Walzwerk in Wattenstädt gearbeitet. „Bei einem Fluchtversuch wurde ich aufgegriffen und kam in das KZ Ravensbrück“, erzählt sie. Danach arbeitete sie in einer Rüstungsfabrik, einem Außenlager von Buchenwald. „Wegen Verdacht auf Sabotage wurde einmal ein Mädchen gehängt und wir mussten alle dabei zuschauen.“
  • „Tamara Gusjewa ist 95 Jahre alt und liegt im Bett eines kleinen traditionellen Holzhäuschens im Dorf Noginsk," erfahren wir von Jörg Schaper.
    „Tamara Gusjewa ist 95 Jahre alt und liegt im Bett eines kleinen traditionellen Holzhäuschens im Dorf Noginsk," erfahren wir von Jörg Schaper.
  • "Die Bretter sind himmelblau gestrichen, der Garten ist gut in Schuss, es ist ein Selbstversorgergarten mit einem Gewächshaus voller Tomaten - und Gurkenpflanzen."
    "Die Bretter sind himmelblau gestrichen, der Garten ist gut in Schuss, es ist ein Selbstversorgergarten mit einem Gewächshaus voller Tomaten - und Gurkenpflanzen."
  • „Mein Sohn Jurij baut das Gemüse an für uns zwei. Er wohnt nicht hier, aber er schaut täglich nach mir!“, sagt die Überlebende des KZ Ravensbrück. Ohne ihren Sohn würde die bettlägerige Tamara nicht den Alltag bewältigen.
    „Mein Sohn Jurij baut das Gemüse an für uns zwei. Er wohnt nicht hier, aber er schaut täglich nach mir!“, sagt die Überlebende des KZ Ravensbrück. Ohne ihren Sohn würde die bettlägerige Tamara nicht den Alltag bewältigen.
  • „Als Tochter eines Partisanenkämpfers im 2. Weltkrieg lebte man gefährlich“, erzählt Sofia Krajuchina (81). Sofias Vater starb während der Kampfhandlungen. Die Mutter kam mit ihren zwei Töchtern, darunter Sofia, ins KZ Ravensbrück.
    „Als Tochter eines Partisanenkämpfers im 2. Weltkrieg lebte man gefährlich“, erzählt Sofia Krajuchina (81). Sofias Vater starb während der Kampfhandlungen. Die Mutter kam mit ihren zwei Töchtern, darunter Sofia, ins KZ Ravensbrück.
  • „Meine Mutter wurde bald krank und von uns Kindern getrennt. Wir sahen sie nie mehr wieder“. Die Mädchen kamen 1944 in das Kinderlager Konstantynow und wurden nach dem Ende des Krieges von einer russischen Familie adoptiert. „Die neuen Eltern waren sehr gut zu uns beiden und haben mir und meiner Schwester eine Ausbildung zu Ärztinnen ermöglicht.“
    „Meine Mutter wurde bald krank und von uns Kindern getrennt. Wir sahen sie nie mehr wieder“. Die Mädchen kamen 1944 in das Kinderlager Konstantynow und wurden nach dem Ende des Krieges von einer russischen Familie adoptiert. „Die neuen Eltern waren sehr gut zu uns beiden und haben mir und meiner Schwester eine Ausbildung zu Ärztinnen ermöglicht.“
  • Der 95-jährige Aleksej Mischenkow wohnt mit Sohn und dessen Familie im eigenen Haus mit einem verwilderten Garten. „Ich bin sehr froh, dass ich nicht alleine leben muss.“ Er bittet uns, ein Medikament gegen Arterienverkalkung aus Deutschland zu schicken. Zum Abschied werden die Besucher aus Deutschland reich mit Früchten aus dem Garten beschenkt.
    Der 95-jährige Aleksej Mischenkow wohnt mit Sohn und dessen Familie im eigenen Haus mit einem verwilderten Garten. „Ich bin sehr froh, dass ich nicht alleine leben muss.“ Er bittet uns, ein Medikament gegen Arterienverkalkung aus Deutschland zu schicken. Zum Abschied werden die Besucher aus Deutschland reich mit Früchten aus dem Garten beschenkt.
  • Wassilij Sawtschenko (87) erzählt uns von seiner Haftzeit. „In Auschwitz sind meine Eltern umgekommen und an mir wurden pseudomedizinische Versuche unternommen. Wir Kinder erhielten 12 Spritzen in die Brust. Nur wenige haben das überlebt.“ Später kam er ins Kinderlager nach Lodz. „Nach der Befreiung wurden wir nach Russland in ein Kinderheim gebracht“.
    Wassilij Sawtschenko (87) erzählt uns von seiner Haftzeit. „In Auschwitz sind meine Eltern umgekommen und an mir wurden pseudomedizinische Versuche unternommen. Wir Kinder erhielten 12 Spritzen in die Brust. Nur wenige haben das überlebt.“ Später kam er ins Kinderlager nach Lodz. „Nach der Befreiung wurden wir nach Russland in ein Kinderheim gebracht“.
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