Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Zdzisława Włodarczyk (geb. 1933), Chrzanów/ Polen

Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau

„Ich will, dass sich die junge Generation erinnert. Dass sie Orten wie Auschwitz mit Respekt begegnet. Es ist wichtig, dass junge Menschen den Schrecken von Auschwitz verstehen“.

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Zdzisława Włodarczyk wurde am 21. August 1933 in der großpolnischen Stadt Kamiemiec geboren. Ihre Familie lebte in Warschau, wo ihr Vater Postbeamter war und die Mutter sich der Erziehung der drei Kinder widmete.

Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 floh die Familie Richtung Osten und gelangte bis nach Kowel in Wolhynien (heute in der Ukraine). Die tieffliegenden deutschen Flugzeuge, das Bombengetöse, die vielen toten Menschen und Tiere, die auf den Straßen lagen, sind Zdzisława bist heute in Erinnerung geblieben.

Nach der Besetzung Ostpolens durch die Sowjets kehrte die Familie gegen Ende Oktober 1939 nach Warschau zurück. Der Kriegsalltag war im besetzen Warschau nicht leicht. Angst war ein ständiger Begleiter, auch wenn die Eltern sich bemühten, die Kinder vor Gefahren zu schützen. Der Vater arbeitete weiterhin bei der Post, hatte sich aber wahrscheinlich im polnischen Widerstand engagiert, was jedoch vor den Kindern streng geheim gehalten wurde, damit sie nicht unversehens etwas verraten würden. Dies war auch notwendig, denn eines Tages wurde die Wohnung von Zdzisławas Familie durchsucht. Glücklicherweise wurde nichts Belastendes gefunden, obschon Flugblätter und andere verbotene Schriften in der Wohnung versteckt waren, wie die kleine Zdzisława trotz aller Geheimhaltung herausfand.

Während einer Masseninhaftierung, nachdem der Warschauer Aufstand am 1. August 1944 ausgebrochen war, wurde die Familie verhaftet und am 8. August 1944 in einem der ersten Transporte aus Warschau nach Auschwitz deportiert. Dieses Schicksal wurde lediglich der kleinen Schwester erspart, denn sie konnte sich verstecken und blieb bei Verwandten in Warschau, was Zdzisława jedoch erst viel später erfuhr.

Die Familie wurde auseinandergerissen, zuerst wurde der Vater von seiner Frau und den beiden Kindern getrennt. Bald wurden Zdzisława und ihr Bruder der Mutter entrissen und mussten in der Kinderbaracke von Auschwitz-Birkenau bleiben. Als die Mutter auf den Todesmarsch getrieben wurde und ins KZ Ravensbrück kam, blieben Zdzisława und ihr Bruder in Auschwitz-Birkenau.

Nach der Befreiung aus dem Lager kamen sie zuerst in ein Kinderheim, wurden aber bald von ihrer Großmutter zu sich nach Jarocin geholt. Auch die Mutter kehrte zurück, wenn auch gesundheitlich sehr angeschlagen. Der Vater starb im KZ Flossenbürg. Zdzisława musste schon seit ihrem 15. Lebensjahr arbeiten, denn ihre kranke Mutter konnte die Familie alleine nicht ernähren. Sie wurde zuerst Praktikantin, dann Angestellte bei der Stadtverwaltung in Jarocin. 1966 heiratete sie, ihr Ehemann kam aber zehn Jahre später bei einem Unfall ums Leben.

Frau Zdzisława Włodarczyk wohnt in Chrzanów, einer 40 km westlich von Krakau gelegenen Kleinstadt. Seit Ende der 1980er Jahre engagiert sie sich ehrenamtlich für das Maximilian-Kolbe-Werk.


"Eine Kindheit in der Hölle von Auschwitz"

Quelle: Nicole Stroth/ Erzbistum Freiburg


Stimmen

"Nichts hätte es mir ersetzen können, eine Überlebende zu treffen. Zdzisławas Włodarczyk Geschichte war deshalb besonders berührend, weil sie Auschwitz in der Kinderbaracke erlebte. Auschwitz mit den Augen eines Kindes zu sehen, zeigt besonders deutlich, wie abgrundtief finster die Grausamkeiten der Nazis waren. Zu wissen, dass Kinderhäftlinge unter den gleichen schrecklichen Bedingungen leben mussten, wie die Erwachsenen, führt vor Augen, wie gefährlich und grausam Hass sein kann. Zdzisława Włodarczyk zu treffen, ihre Freundlichkeit und ihre Weisheit 71 Jahre später zu erleben, war ein wichtiger Moment in meinem Leben."

(Sofia Dreisbach, Teilnehmende an der Internationalen Begegnung 2016 für junge Journalisten)

Weiterführende Links

Zeitzeugenprojekt Freiburg 2019
Rundbrief 01-2018