Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Corona-Pandemie in der Ukraine: So helfen wir KZ-Überlebenden

24.04.2020     Um die Verbreitung des Coronavirus einzugrenzen, wurden in der Ukraine frühzeitig drastische Maßnahmen ergriffen. Eine strenge Quarantäne wurde bereits am 11. März verhängt, Mitte März wurden die Grenzen geschlossen. Seit Wochen gilt auch Mundschutzpflicht an allen öffentlichen Orten. 

Mit knapp 7600 bestätigten Corona-Fällen und 193 Toten infolge einer Coronainfektion (Stand 24. April 2020) ist die Ukraine im Vergleich zu anderen europäischen Staaten weniger stark betroffen.

Olena Noha von Caritas-Spes Ukraine hilft uns, finanzielle Beihilfen zu den KZ-Überlebenden zu bringen

"Harte Quarantäne wurde so früh eingeführt, weil die Ukraine kein gut funktionierendes Gesundheitssystem hat ", sagt Olena Noha, Mitarbeiterin von Caritas-Spes, der Mission der römisch-katholischen Kirche in der Ukraine. "Wir haben qualifizierte Ärzte, aber es gibt nicht genügend Masken, Handschuhe und andere Schutzmittel. In der Ukraine stehen zudem sehr wenige Beatmungsgeräte zur Verfügung."

Olena Noha wohnt und arbeitet in der Hauptstadt Kyiv (Kiew), die am stärksten von der Pandemie betroffen ist. "Die öffentlichen Verkehrsmittel sind nur für systemrelevante Berufe offen. Der Fernzugverkehr wurde beinahe komplett eingestellt", erzählt sie. "Ohne Maske kommt man nicht in einen Supermarkt oder eine Apotheke rein."

Corona, Waldbrände, Krieg

Neben der Corona-Pandemie sorgen seit einigen Wochen auch massive Waldbrände im Gebiet des stillgelegten Kernkraftwerks Tschernobyl für große Angst. "Wir machen uns Sorgen um erhöhte Strahlenwerte", so Olena. Tschernobyl liegt nur 140 km nördlich von Kyiv. "Nicht zu vergessen ist auch noch der Krieg im Osten der Ukraine, der seit 2014 andauert. So viele Krisen auf einmal sind schwer zu verkraften, besonders für alte Menschen".

Das Maximilian-Kolbe-Werk kann und will die KZ-Überlebenden in der Ukraine nicht allein lassen und steht ihnen mit finanziellen Hilfen zur Seite. "Mit dieser Hilfsaktion möchten wir die finanzielle Situation von Überlebenden zumindest für die nächsten Monate verbessern", sagt Christoph Kulessa, Geschäftsführer des Maximilian-Kolbe-Werks.

Die Übergabe der Beihilfen des Kolbe-Werks an 40 Überlebende in Charkiv, Saporoshe, Lutsk und anderen Städten übernimmt Caritas-Spes, die mit ihren Sozialzentren in der ganzen Ukraine vertreten ist. Olena Noha, Leiterin der Projektabteilung, koordiniert die Aktion und bringt die Hilfen zu den KZ-Überlebenden in Kyiv persönlich. "Für die Senioren bedeutet die Beihilfe von 400 Euro das Fünffache ihrer Monatsrente", weiß Olena.

Iwan Oserow (94) hat schon einige Krisen erlebt

Steigende Preise, kaum staatliche Hilfen

"In meinem langen Leben habe ich schon einige Krisen erlebt", sagt Iwan Oserow (94) aus Charkiw im Nordosten der Ukraine. Als Sechsjähriger überlebte er den Holodomor, die schwere Hungersnot der Jahre 1932 und 1933, die einigen Millionen Ukrainer das Leben kostete.

1942 wurde Iwan im Alter von 16 Jahren zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Nach zwei Fluchtversuchen wurde er im KZ Mauthausen inhaftiert. Nach dem Krieg arbeitete er als Schweißer.

"In Krisenzeiten steigen bei uns immer die Preise: für Nahrungsmittel und Medikamente, für Gas oder andere Wohnnebenkosten", klagt der 94-Jährige. "Jetzt in der Corona-Krise ist es nicht anders".

Seit seinem Herzinfarkt vor einigen Monaten benötigt Iwan Oserow viele Medikamente. "Ich habe eine ganze Tüte voll mit verschiedenen Arzneimitteln. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Sie sind aber jetzt noch teurer als sonst."

Die Monatsrente von Iwan Oserow beträgt umgerechnet 80 Euro. "Unsere Regierung hat allen Rentnern eine einmalige 'Corona-Hilfe' von 30 Euro zur Verfügung gestellt. Für lange wird diese jedoch nicht reichen," sagt er. "Gut, dass das Maximilian-Kolbe-Werk uns jetzt unter die Arme greift. Danke dafür!"


Möchten Sie den KZ-Überlebenden in der Ukraine und anderen Ländern in der Corona-Krise helfen? Hier geht es zur aktuellen Spendenaktion.