Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Direkthilfen in Polen

Direkthilfen in Notsituationen sind seit der Gründung des Maximilian-Kolbe-Werks die bewährte Form schneller Unterstützung für KZ- und Ghetto-Überlebende in Polen. Jetzt in der Corona-Krise benötigen die Senioren unsere Hilfe mehr denn je.

Seit Mitte März erreichten uns 120 Hilfsgesuche aus Polen. Deutlich gestiegen ist dabei im Vergleich zum gleichen Zeitraum im letzten Jahr die Zahl der Erstanträge von KZ-Überlebenden.

Anna und Kazimierz S. vergangene Woche im Sozialmedizinischen Zentrum Lodz

"Es fiel nicht leicht, um Hilfe zu bitten"

Einer von ihnen ist Kazimierz S. aus Lodz, der uns vor wenigen Tagen zum ersten Mal um Hilfe bat. Bis jetzt reichte dem 85-Jährigen seine Rente zum Leben. "Es fiel meinem Mann nicht leicht, um Hilfe zu bitten", sagte Ehefrau Anna, die ihn in unser Sozialmedizinisches Zentrum begleitete.

Der Gesundheitszustand des 85-Jährigen hat sich in der letzten Zeit rapide verschlechtert. "Kazimierz leidet unter Gedächtnisverlust und kommt im Alltag nicht mehr alleine zurecht", so seine Frau.

Als Neunjähriger wurde Kazimierz 1944 ins Jugendverwahrlager Litzmannstadt deportiert. "Die Haft hat ihre Spuren hinterlassen: sowohl physische, als auch psychische", erzählt Anna S. "Seitdem hat er Angstzustände und Depressionen. Bei meinem Mann wurden posttraumatische Belastungsstörungen und eine lagerbedingte Neurose diagnostiziert".

Kazimierz S. ist vollkommen auf die Betreuung seiner Frau angewiesen, die selbst über 80 ist. "Während der strengen Corona-Quarantäne kamen wir ohne fremde Unterstützung im Alltag nicht aus. Unsere Helferin, die uns bei Einkäufen und anderen Besorgungen unterstützte, mussten wir bezahlen." 

Zygmunt R. erhält regelmäßig das "Essen-auf-Rädern". Das Bild wurde 2018 aufgenommen, als es ihm noch besser ging.

"Auf das Kolbe-Werk kann ich immer zählen"

Auch der 98-jährige Zygmunt R. aus Lodz kommt in der Corona-Zeit an seine finanziellen Grenzen. Der Überlebende des Konzentrationslagers Dachau ist pflegebedürftig und muss Tag und Nacht versorgt werden. Die Pflege übernimmt sein 63-jähriger Sohn, der mit ihm wohnt und wegen einer Behinderung selbst auf Physiotherapie angewiesen ist. Wöchentlich kommt eine Betreuerin vorbei, die privat bezahlt werden muss. Dafür erhalten Vater und Sohn von uns eine Direkthilfe.

Zygmunt wurde 1940 im Alter von nur 18 Jahren ins KZ Dachau deportiert, wo er bis zur Lagerbefreiung 1945 inhaftiert war. Während der fünfjährigen Haft musste er Zwangsarbeit leisten, unter anderem im Kommando "Präzifix", in dem Präzisionsteile für die deutsche Luftwaffe hergestellt wurden.

Nach der Befreiung kehrte Zygmunt nach Polen zurück und holte seinen Schulabschluss nach. Er studierte Jura und arbeitete bis zur Rente in einem Industrieunternehmen. Das ehemalige KZ Dachau hat er mehrfach besucht. Auf Einladung des Maximilian-Kolbe-Werks nahm er zudem an einem Erholungs- und Begegnungsaufenthalt in Deutschland teil.

Aus unserem Sozialmedizinischen Zentrum erhält Zygmunt regelmäßige Unterstützung. Er wird mit Pflegeartikeln versorgt und bekommt das Mittagessen durch den "Essen-auf-Rädern"- Dienst.

"Auf die Hilfe des Kolbe-Werks kann ich immer zählen", sagt er. "Besonders in Not- und Krisensituationen".


Wir konnten allen 120 Hilfesuchenden die Direkthilfen schnell zukommen lassen.