Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Nach fünf Monaten Isolation: KZ-Überlebende fahren wieder zur Kur

18.08.2020     Auch wenn Corona aktuell die ganze Welt in Atem hält, heißt es lange nicht, dass andere Erkrankungen über Nacht verschwunden sind. Um ihre gesundheitlichen Beschwerden zu lindern, absolvieren zurzeit elf polnische KZ-Überlebende eine zweiwöchige Kur an der Ostsee.

Normalerweise stellt das Maximilian-Kolbe-Werk jährlich ab März zahlreichen KZ- und Ghetto-Überlebenden Kurplätze in renommierten Sanatorien zur Verfügung. Wegen der Corona-Pandemie war der erste Kuraufenthalt in diesem Jahr erst im August, also fünf Monate später, möglich.

Elf KZ-Überlebende verbringen zwei Wochen im Sanatorium "Relaks" an der Ostsee

 

Während des zweiwöchigen Kururlaubs im Sanatorium "Relaks" in Miedzywodzie, Region Westpommern, stehen zielgemäß Erholung und Kuranwendungen auf dem Programm. Aufgrund von Schutzmaßnahmen und Hygieneauflagen unterscheidet sich dieser Aufenthalt zwar von den gewohnten Kuren, verliert jedoch nicht an Qualität. Im Gegenteil: In den kleineren Therapiegruppen wird noch besser auf die individuellen Bedürfnisse der Kurgäste eingegangen. Um die Kurteilnehmenden bestmöglich zu schützen, wurde vom Kurhaus ein Hygienekonzept erarbeitet, das unter anderem einen Corona-Test vor Kurantritt und Unterbringung in Einzelzimmern beinhaltet. 

Jan Pilip: "Diese Kur tut vor allem unserem Geist gut"

Unter den Kurgästen ist auch der 78-jährige Jan Pilip, der aus dem 100 km entfernten Szczecin nach Miedzywodzie fuhr. "Nach vielen Monaten Selbstisolation tut diese Kur unserem Körper, aber vor allem unserem Geist gut", sagt der Überlebende des Konzentrationslagers Majdanek.

Jan Pilip sollte - wie einige andere Kurgäste - in diesem Jahr an den Erholungs- und Begegnungsaufenthalten des Maximilian-Kolbe-Werks in Deutschland teilnehmen. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie konnten diese Projekte nicht stattfinden. Trotz der Wiederöffnung der Grenzen zwischen Deutschland und Polen waren die Senioren noch nicht bereit, nach Deutschland zu reisen. Unser Angebot wohnortnaher Kuren wurde dagegen mit großer Freude angenommen.

Auch Maria Banach (78) aus Poznan genießt ihre Kur an der Ostsee und lobt das hochqualifizierte Personal sowie die heilsamen Anwendungen. Wichtig ist es für sie aber auch, wieder Zeit in Gemeinschaft zu verbringen.

"Die gemeinsamen Erlebnisse hier im Kurhaus, die vielen Gespräche und der Austausch über diese außergewöhnliche Zeit helfen mir, meine Ängste und Unsicherheit in Bezug auf das Virus besser in den Griff zu bekommen", sagt die 78-Jährige.

Die Kur in Miedzywodzie geht in wenigen Tagen zu Ende. In den nächsten Monaten sind - soweit die Pandemie-Lage dies zulässt - weitere Kuraufenthalte für polnische Überlebende der Konzentrationslager und Ghettos in Ciechocinek, Naleczow, Ustka, Inowroclaw, Jurata und Duszniki geplant.


Die diesjährigen Kuraufenthalte werden vom Weltgebetstag der Frauen (WGT) und vom Erzbistum Freiburg gefördert.