Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Trauer um Prof. Dr. Irena Veisaitė

Prof. Dr. Irena Veisaitė
(9.1.1928 - 11.12.2020)

Das Maximilian-Kolbe-Werk trauert um Prof. Dr. Irena Veisaitė. Die litauische Intellektuelle und Holocaust-Überlebende starb am Freitag, den 11. Dezember 2020 im Alter von 92 Jahren.

Irena Veisaitė wurde als litauische Jüdin 1941 im Ghetto Kaunas eingesperrt. Ein Großteil ihrer Angehörigen fiel dem Holocaust zum Opfer. Die damals Minderjährige konnte 1943 aus dem Ghetto fliehen und entkam diesem Schicksal. 2004 sprach sie bei einem Treffen mit Vertretern des Maximilian-Kolbe-Werks über ihre Rettung:

"In Litauen gab es Leute, die Juden erschossen haben, aber auch andere, die Juden gerettet haben. Unter uns sind sehr viele, die von Litauern gerettet worden sind. Um einen Menschen zu retten, bedarf es den Mut und die Liebe von sehr vielen Menschen. Man hat mich aus dem Ghetto herausgeschmuggelt und ich erhielt eine andere Identität und wurde Tochter einer Litauerin, die eine echte Christin war."

Nach dem Krieg hat sie sich trotz ihrer qualvollen Erfahrungen im Ghetto und der Ermordung vieler ihrer Angehörigen durch die deutschen Nationalsozialisten entschlossen, Germanistik zu studieren. Sie promovierte über die späte Lyrik Heinrich Heines und war langjährige Kuratoriumsvorsitzende des Thomas-Mann-Kulturzentrums in Nida auf der Kurischen Nehrung in Litauen.

Die überzeugte Humanistin hat sich intensiv für die Aufarbeitung des Holocaust und für den Dialog mit Deutschland eingesetzt. Zeit ihres Lebens war sie Botschafterin der deutschen Kultur, wofür ihr die Bundesrepublik Deutschland im Juni 2020 mit der Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes dankte und sie ehrte.

Mit dieser großen Europäerin verliert das Maximilian-Kolbe-Werk eine langjährige Wegbegleiterin, mit der es seit Anfang der 1990er Jahre in Verbindung stand. Noch wenige Wochen vor ihrem Tod bedankte sie sich am 17. November für unsere Aufmerksamkeit und schrieb über unseren Namensgeber: "Maximilian Kolbe ist einer meiner Helden, sein Porträt hat einen Ehrenplatz in meinem Arbeitszimmer."

Wir danken Prof. Dr. Irena Veisaitė für ihre langjährige Verbundenheit. In unseren Herzen und in unseren Gebeten wird sie weiter bei uns sein. Unser Mitgefühl gilt ihrer Tochter und ihrer Familie.