Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Éva Fahidi-Pusztai (geb. 1925), Budapest/ Ungarn

Überlebende des Ghetto Debrecen und der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Buchenwald (Außenlager Münchmühle)

 

Als junges Mädchen hatte Éva Fahidi-Pusztai einen Wunsch: Sie wollte gerne Pianistin werden, aber dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Im Sommer 1944 wurde sie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort angekommen, sah sie an der Rampe ihre Eltern und ihre Schwester zum letzten Mal. Insgesamt fielen 49 ihrer Familienangehörigen der Shoa zum Opfer.

Éva Fahidi-Pusztai wurde am 22. Oktober 1925 in Debrecen als Tochter des wohlhabenden jüdischen Holzhändlers Dezső (Desiderius) Fahidi und seiner Frau Irma geboren. Sie verbrachte eine wohlbehütete Kindheit und wuchs dreisprachig auf: Deutsch, Ungarisch und Slovakisch. 1936 konvertierte die Familie Fahidi zum Katholizismus und die beiden Töchter, Éva und Gilike, besuchten eine Klosterschule.

Nach der Besatzung Ungarns durch die Wehrmacht im März 1944 wurde die Familie Fahidi ins Ghetto übergesiedelt und am 27. Juni 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Gleich nach der Ankunft wurden die Mutter und die jüngere Tochter in die Gaskammer geschickt und ermordet, der Vater starb wenig später. Was mit ihren Angehörigen geschehen war, erfuhr die damals 18-jährige Éva von einer Häftlingsfrau, die sie auf den ständig aufsteigenden Rauch und den ungewöhnlichen Geruch hinwies.

Mitte August 1944 wurde sie ins KZ Münchmühle bei Allendorf verschleppt, ein Außenlager des KZ Buchenwald, wo sie Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion leisten musste. Im März 1945 wurde sie auf einem Todesmarsch befreit.

Éva Fahidi kehrte nach Ungarn zurück, hatte aber dort niemanden und nichts mehr. Sie schlug sich zunächst als Hilfsarbeiterin durch und konnte erst nach 1956 eine Anstellung im Außenhandel finden. Nach 1989 gründete sie eine eigene Außenhandelsfirma.

Jahrzehntelang konnte und wollte Éva Fahidi-Pusztai nicht über ihre Erlebnisse sprechen. Seit den 1990er Jahren besucht sie regelmäßig Deutschland und spricht gegen das Vergessen. 2003 schrieb sie das autobiografische Buch "Die Seele der Dinge".

2012 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Sie ist Ehrenbürgerin der Städte Weimar und Stadtallendorf.


"Ich muss meine Geschichte erzählen..." - Überleben in Auschwitz und Buchenwald

Videoaufzeichnung des Zeitzeugengesprächs aus der Reihe "Zeitzeugen der NS-Zeit im Gespräch" vom 28.4.2021

In Zusammenarbeit mit dem Colloquium politicum der Universität Freiburg und der Landeszentrale für politische Bildung Freiburg

Einführung und Moderation: Dr. Arndt Michael, Programmkoordinator Colloquium politicum