Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

„Erwäget die Jahre vergangener Generationen“

Online-Zeitzeugengespräche in Kooperation mit dem Bistum Limburg

09.07.2021     "Erwäget die Jahre vergangener Generationen" lautet das Motto des dreiwöchigen Online-Zeitzeugenprojekts, das wir vom 21. Juni bis 9. Juli 2021 in Zusammenarbeit mit dem Bistum Limburg durchgeführt haben. "Dieses Motto ist Verpflichtung für junge Leute, sich an Geschichte zu erinnern und daraus für die Zukunft zu lernen", sagte Dr. Marc Fachinger, Projektverantwortlicher vom Bistum Limburg.

Zu einer Online-Begegnung mit Schülern eines Gymnasiums in Taunusstein schaltet sich am 7. Juli Mikolaj Sklodowski aus Sopot in Nordpolen per Zoom zu. "Seit fast zwei Jahren hatte ich keinen direkten Kontakt mehr zu deutschen Schülern. Dank der modernen Technik klappt es wieder," freute sich der 76-Jährige. Seinen Vortrag übersetzte Renata Baranowska simultan.

KZ Ravensbrück als Geburtsort

Gleich zu Beginn des zweistündigen Online-Gesprächs hielt Mikolaj Sklodowski seinen Personalausweis in die Webcam, um den Neuntklässlern seinen Geburtsort zu zeigen: Ravensbrück. "Dieser Name prägt mich mein Leben lang und ist in meinem Führerschein und allen Urkunden eingetragen", betonte der Zeitzeuge. Mikolaj Sklodowski kam am 25. März 1945 im Konzentrationslager Ravensbrück auf die Welt. Seine 21-jährige Mutter war schwanger, als sie im August 1944 im Zuge der Niederschlagung des Warschauer Aufstands nach Ravensbrück deportiert wurde.

Bei seiner Erzählung stützte sich Mikolaj Sklodowski auf Bilder und Dokumente aus einer Präsentation, die er mithilfe von Dr. Danuta Teresa Konieczny, Projektleiterin vom Maximilian-Kolbe-Werk, erarbeitet hatte. So zeigte er den Jugendlichen ein Bild von der Zugangsliste im KZ Ravensbrück vom 24.8.1944, die neben dem Namen seiner Mutter Waleria auf die Namen seiner Tante und Großmutter enthält

"Was ich Euch heute erzähle, weiß ich von meiner Mutter", betonte Pfarrer Sklodowski. "An diese Ereignisse kann ich mich nicht erinnern". Nach dem Krieg schrieb seine Mutter alles nieder, was ihr im Krieg und im KZ zugestoßen war.

Nach der Befreiung: Mikolaj Sklodowski als Baby mit Mutter Waleria
Dr. Marc Fachinger vom Bistum Limburg moderierte das Zeitzeugengespräch.

Trotz der Online-Distanz waren Schüler von der Begegnung mit dem Zeitzeugen sehr beeindruckt und nahmen an seinem Schicksal großen Anteil. So interessierten sie sich während der Fragerunde, welche Folgen die KZ-Haft bei Mikolaj Sklodowski und seiner Mutter hinterließ.

"Frieden muss man pflegen"

Online-Begegnung mit
Anna Janowska-Cioncka

Das letzte digitale Gespräch fand am 9. Juli mit Anna Janowska-Cioncka aus Krakau statt, die bereits am 21. Juni das Projekt eröffnet hatte. Den Schülern der 10. Klasse des Adorno-Gymnasiums in Frankfurt am Main erzählte die 85-Jährige, wie der Zweite Weltkrieg ihr behütetes und glückliches Leben in Rabka schlagartig veränderte. Strukturiert und mit Hilfe einer Bildpräsentation berichtete sie von ihrer jüdischen Herkunft, dem Tod des Vaters, der Flucht aus dem Ghetto Rabka sowie von drei Jahren im Versteck und der ständigen Angst, entdeckt zu werden.

Nach ihrem 45-minütigen Vortrag, der von Maryna Rubczynska gedolmetscht wurde, stellte sich Anna Janowska-Cioncka den Fragen der Jugendlichen. Zudem wollte die Holocaust-Überlebende wissen, wie die Schüler über die NS-Vergangenheit denken, und kam mit ihnen ins Gespräch.

"Ich bin froh, dass Ihr in friedlichen Zeiten aufwachst. Dieses Glück war mir vergönnt. Aber Frieden muss man pflegen und sich darum bemühen. Vergesst es nicht", appellierte die Zeitzeugin an die jungen Menschen.


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