Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag
"Wenn sich die Shoah im Vergleich zu allen anderen Völkermorden vor allem durch ihren zutiefst programmatischen, logistischen, fast industriellen Charakter auszeichnete, dann erreichte sie in Auschwitz ihren Höhepunkt", wird der Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau Dr. Piotr Cywiński auf der Webseite der Gedenkstätte zitiert.
Im Frühjahr 1942 begannen die Deutschen mit Massendeportationen von Juden aus ganz Europa nach Auschwitz. Beschlossen wurde die "Endlösung der Judenfrage" auf der Wannseekonferenz einige Wochen davor am 20. Januar 1942.
Für die Warschauer Jüdin Krystyna Budnicka und ihre zehnköpfige Familie war dieser Beschluss ein Todesurteil. Als Einzige hat sie die Schoah überlebt, ihre Eltern, ihre sechs Brüder und eine Schwester sind umgekommen.
Vom Überleben im Warschauer Ghetto erzählte die heute 89-Jährige am 17. Januar 2022 Schülern des Oberland-Gymnasiums Seifhennersdorf/ Ostsachsen via Zoom. Das 90-minütige Gespräch wurde aus dem Polnischen simultan gedolmetscht.
Detailliert und eindrücklich schilderte die Zeitzeugin den 17- und 18-jährigen Schülern den Verlust ihrer Familie, das Verstecken in einem Bunker und die Flucht durch einen Abwasserkanal. "Dass ich überlebt habe, ist nicht mein Verdienst", sagte Krystyna Budnicka. "Ich wurde gerettet und kam in einem Waisenhaus unter." Nach dem Krieg holte sie ihr Abitur nach, studierte Pädagogik und bekam Sonderschullehrerin.
"Ich habe überlebt, um junge Menschen wie Euch über den Holocaust und Antisemitismus aufzuklären", betonte die Zeitzeugin. "Und ich möchte, dass meine Geschichte Euch zum Nachdenken bringt."
"Durch das bewegende Gespräch wurde die Dimension und das Ausmaß der Shoa nochmals deutlich", schrieben die Gymnasiasten auf dem Instagram-Account ihrer Schule. "Wir tragen die Verantwortung dafür, dass sich derartige Verbrechen nicht wiederholen!"