Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Wir trauern um Zachar Tarasiewitsch

(09.05.1934 - 14.02.2022)

Wir trauern um Zachar Tarasiewitsch. Der Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau verstarb am 14. Februar 2022 im Alter von 87 Jahren in Grodno/ Belarus.

Zachar Tarasiewitsch wurde 1934 in Lesimyj, Region Vitebsk geboren. Als Achtjähriger wurde er mit seiner Mutter und drei Geschwistern sowie mehreren weiteren Familienangehörigen als sog. Partisanenfamilie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Bis auf Zachar kamen alle in Auschwitz um. Zachar Tarasiewitsch wurde ins Lager Potulice und später nach Konstantynow bei Lodz gebracht, von wo er am 18. Februar 1945 befreit wurde. Sein Vater überlebte den Krieg, ebenso zwei ältere Geschwister, die bei den Partisanen bzw. zur Zwangsarbeit in Deutschland waren.

"Ich habe am 9. Mai, dem Ende des Zweiten Weltkrieges, Geburtstag. Das ist ein wichtiges Datum für mich", betonte Zachar Tarasiewitsch immer wieder, wenn er als Zeitzeuge vor jungen Menschen in Deutschland sprach.

Nach dem Krieg studierte Zachar Tarasiewitsch und arbeitete 34 Jahre lang im Hochspannungsleitungsbau, wo er zu hoher Position aufstieg und großes Ansehen genoss. Dennoch blieb er immer ein warmherziger und hilfsbereiter Mensch. Alle Angebote ins Ausland zu gehen, lehnte er ab.

Zachar Tarasiewitsch war mehr als 30 Jahre lang Vorsitzender des Vereins ehemaliger Häftlinge der nationalsozialistischen Konzentrationslager in Grodno. Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitete er eng mit dem Maximilian-Kolbe-Werk zusammen und half tatkräftig bei allen unseren Hilfsprojekten in Belarus mit. Dank seiner Initiative sind auch viele Überlebende als Gäste nach Deutschland gekommen, denn mit seiner Menschenliebe und Fürsorge nahm er ihnen die Angst vor dem Land der einstigen Peiniger. Uns war er stets ein kompetenter Berater, der nie das offene Wort scheute, aber immer fair blieb.

Zuletzt haben wir Zachar Tarasiewitsch im Januar 2020 in Oswiecim/ Polen getroffen, wo wir gemeinsam an der Gedenkveranstaltung zum 75. Befreiungstag von Auschwitz teilnahmen. Es war ihm ein großes Anliegen, jedes Jahr am 27. Januar in Oswiecim zu sein, um seiner Mutter und seiner Geschwister zu gedenken. "Wenn ich nach Auschwitz zurückkomme, bin ich mit Tränen und Blut konfrontiert, die die Erde des Lagers durchdringen", betonte er.

Mit Zachar Tarasiewitsch ist ein großartiger Mensch von uns gegangen. Durch seine engagierte Art, seinen Optimismus und seine einfühlsame Ausstrahlung konnte er viele Menschen begeistern und mitreißen. Wir werden ihn sehr vermissen. Gleichzeitig sind wir sehr dankbar, dass er ein Stück Lebensweg gemeinsam mit uns gegangen ist. Wir werden Zachar Tarasiewitsch in unseren Gedanken und Herzen weitertragen und ihn in unser Gebet einschließen.