Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

Wir trauern um Alicja Kubecka

Alicja Kubecka
(05.02.1923 - 02.10.2022)

In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserer langjährigen Wegbegleiterin Alicja Kubecka. Die Überlebende des Konzentrationslagers Ravensbrück starb am 2. Oktober 2022 im Alter von 99 Jahren in ihrer Heimatstadt Warschau/ Polen.

Alicja Kubecka wurde am 5. Februar 1923 in Warschau geboren. Bei Kriegsausbruch besuchte sie ein Gymnasium in Warschau. Ihr Vater kam 1944 während des Warschauer Aufstands ums Leben.

Die 21-jährige Alicja wurde am 2. September 1944 verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Im Außenkommando Genshagen in Ludwigsfelde musste sie schwere Zwangsarbeit in den Fabriken von Daimler-Benz leisten. Alicja überlebte den "Todesmarsch" und wurde am 2. Mai 1945 in Parchim befreit. Im September 1945 kehrte sie nach Warschau zurück, wo sie ihren Schulabschluss nachholte. Danach arbeitete Alicja Kubecka bei der polnischen Telefongesellschaft. Sie gründete eine Familie und zog zwei Töchter groß.

Als Zeitzeugin reiste Alicja Kubecka immer wieder nach Deutschland und gab ihre Erinnerungen und Erfahrungen an junge Menschen weiter, zuletzt 92-jährig im Jahre 2015.

Ebenso war es ihr ein großes Anliegen, regelmäßig zu den Befreiungsfeiern des Konzentrationslagers Ravensbrück nach Fürstenberg/Havel zu fahren, um an den Ort ihres Leidens zurückzukehren, ihrer ums Leben gekommenen Gefährtinnen zu gedenken und die Erinnerung an die NS-Verbrechen wachzuhalten. Als sie uns einmal in die Gedenkstätte Ravensbrück begleitete, sagte sie: "Meinen Leidensgenossinnen, die das Lager nicht überlebt haben, sind wir es schuldig, einmal im Jahr hierher zu kommen und ein Licht zu entzünden. Wir dürfen sie nicht vergessen, solange wir leben. Alle Mädchen, die hier erschossen wurden, waren gequält und wurden im Krematorium verbrannt. Ihre Überreste warf man in den See, der zu einem Massengrab geworden ist. Darum werfen wir Blumen für sie auf den See, denn sie hatten nie ein Begräbnis."

2016 hat Bundespräsident Joachim Gauck Alicja Kubecka für ihr unermüdliches Engagement gegen das Vergessen das Verdienstkreuz am Bande verliehen.

Über viele Jahre hindurch engagierte sich Alicja Kubecka ehrenamtlich in verschiedenen Häftlingsvereinen. Für das Maximilian-Kolbe-Werk war sie lange Jahre unsere Vertrauensfrau und Ansprechpartnerin für die KZ-Überlebenden in Warschau, bis sie diese Aufgabe Ende 2016 in jüngere Hände übergab. Sie blieb jedoch weiterhin mit vielen Überlebenden in Warschau und mit dem Maximilian-Kolbe-Werk in Freiburg in regem telefonischem Kontakt. Im Herbst 2018 nahm sie zum letzten Mal am Jahrestreffen der polnischen Ehrenamtlichen in Lodz teil.

In den folgenden Jahren besuchten wir Alicja Kubecka regelmäßig, wenn jemand von uns nach Warschau kam, zuletzt unsere Ehrenamtliche Marianne Drechsel-Gillner im September 2021 und Geschäftsführer Christoph Kulessa im Juni 2022. Über die Blumen, die wir ihr mitbrachten, freute sie sich sehr und fügte hinzu, "Bitte bringt Ihr nun Blumen an den See von Ravensbrück. Ich selbst kann nicht mehr fahren."

Mit Alicja Kubecka verlieren wir einen wunderbaren Menschen, eine treue Freundin und eine große Persönlichkeit. Wir sind sehr dankbar, dass wir sie kennenlernen durften. Dabei haben wir sie immer als eine sehr kluge und elegante Dame erlebt, die alle mit ihrer Offenheit und Warmherzigkeit beeindruckt hat. Wir werden Alicja Kubecka ein ehrendes Andenken bewahren.