Maximilian-Kolbe-Werk e.V.

"Schöne Abwechslung im Alltag"

Deutsche Ehrenamtliche besucht KZ-Überlebende in Polen

17.11.2022     Vor kurzem fuhr unsere ehrenamtlich Engagierte Bernadette Schneider aus Euskirchen zu Krankenbesuchen nach Lodz, wo sie zehn KZ- und Ghetto-Überlebende zuhause besuchte. "Die Überlebenden freuten sich über den Besuch und auch über die mitgebrachten Geschenke", erzählt Bernadette Schneider. "Es war eine schöne Abwechslung in ihrem Alltag, das konnte ich spüren."

Dank ihrer guten Polnischkenntnisse konnte die 57-Jährige direkt mit den Überlebenden und ihren Angehörigen ins Gespräch kommen. "Die einzelnen Besuche dauerten länger als geplant, weil die Menschen so viel zu erzählen hatten. Einige berichteten ausführlich über ihre Haftzeit". Begleitet wurde Bernadette Schneider von Anna Wcislowska von unserem Sozialmedizinischen Zentrum in Lodz.

Jozef Prokaryn (92) freut sich über den Besuch aus Deutschland.

Einer der Besuchten war Jozef Prokaryn (92). "Er verlässt seine Wohnung im 3. Stock, nur wenn er zur Dialyse muss. Das kostet ihn sehr viel Kraft", erzählt Bernadette Schneider. "Seine Ehefrau sorgt sich rührend um ihn, obwohl sie selbst gesundheitlich angeschlagen ist".

Als Kind war Jozef Prokaryn im Jugendverwahrlager Lodz inhaftiert. "Er erzählte viel von Peitschenschlägen und anderen schmerzhaften Erlebnissen im Lager", so die Ehrenamtliche. Nach dem Krieg hat er ein recht aktives Leben geführt, war auch als Ringer und Schiedsrichter tätig. "Die Wettkämpfe führten ihn auch nach Deutschland, wo sich dann auch Kontakte mit Deutschen ergaben. Er fand diese sehr bereichernd".

Jozef Prokaryn ist Ehrenbürger der Stadt Lodz. "Trotz seiner schweren Krankheit und seiner leidvollen Erlebnisse hat er das Lachen und seinen Humor nicht verloren".

Bernadette Schneider (links) und Anna Wcislowska (Mitte) zu Gast bei Wanda Blimel.

Wanda Blimel (Jahrgang 1926) lebt allein. "Sie ist nicht bettlägerig, verlässt die Wohnung aber nicht mehr. Nach einem Schlaganfall ist Frau Blimel auf Hilfe angewiesen", weiß Bernadette Schneider. "Ihre Tochter Halina besucht sie täglich und kümmert sich um die kranke Mutter." Als junges Mädchen hat Wanda Blimel 7 Jahre ich Frankreich gelebt. Im Jahr 1939 zog die Familie wieder nach Polen/Warschau. Während des Warschauer Aufstands 1944 wurden sie inhaftiert und kamen ins Konzentrationslager Ravensbrück und später nach Sachsenhausen.

Die 96-Jährige wird von unserem Zentrum Lodz täglich mit dem Mahlzeitendienst versorgt. "Wanda Blimel und ihre Tochter Halina lobten die Unterstützung des MKW und fanden viele dankende Worte", so Bernadette Schneider.

Für Ryszard Szczupider (85) ist seine Lebensgefährtin eine große Stütze.

Der 1937 geborene Ryszard Szczupider wohnt mit seiner Lebensgefährtin und geht aus dem Haus nur in ihrer Begleitung. "Er leidet unter Alzheimer und benötigt dadurch sehr viel Betreuung", erzählt Bernadette Schneider, die selbst in der Altenbetreuung tätig ist. "Herr Szczupider wirkte sehr sympathisch und schien sich über den Besuch zu freuen".

Einen der bewegendsten Momente erlebte Bernadette Schneider beim Besuch von Andrzej Sliwczynski (geboren 1936) und seiner Frau. Er ist bettlägerig und vollkommen auf Pflege und Betreuung angewiesen. Betreut wird der 86-Jährige von seiner Ehefrau und einer Pflegerin. Zudem kommt die Physiotherapeutin des Sozialmedizinischen Zentrums des MKW einmal pro Woche, um ihn zu versorgen.

"Ich habe kurz mit Andrzej Sliwczynski gesprochen", sagt unsere Ehrenamtliche." Er konnte nur mühsam einzelne Worte aussprechen. Diese schienen jedoch sehr durchdacht. Es war ein sehr berührender Moment für mich".

Andrzej Sliwczynski kann trotz hoher Pflegebedürftigkeit zuhause bleiben. Er wird von einer Pflegerin und seiner Frau (rechts) betreut. Zudem kommt die Physiotherapeutin unseres Zentrums einmal pro Woche.

"Die Woche in Lodz war sehr reich an Begegnungen", fasst Bernadette Schneider ihre Eindrücke zusammen. "Ich habe viele bewegende Momente erlebt. Es war eine Bereicherung für mich, viele Überlebende und auch Mitarbeitende des Zentrums Lodz kennenzulernen."