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Zeitzeugengespräch mit Eva Fahidi-Pusztai, 7. Juni 2016, Kolleg St. Blasien

Unter dem Motto "Fragt uns, wir sind die letzten" stand am 7. Juni 2016 die vom Maximilian-Kolbe-Werk in Kooperation mit dem Kolleg St. Blasien organisierte Zeitzeugenbegegnung mit der ungarischen Holocaust-Überlebenden Eva Fahidi-Pusztai. Im Festsaal des Kollegs sprach sie vor rund 150 Interessierten, darunter viele Jugendliche, über ihr Leiden in der Zeit des Nationalsozialismus.

Kollegsdirektor Pater Klaus Mertes (SJ) begrüßt Eva Fahidi-Pusztai zum Zeitzeugengespräch

Zu Beginn der vom Kollegsdirektor Pater Klaus Mertes (SJ) moderierten Veranstaltung sprach der Bundestagsabgeordnete Thomas Dörflinger, Mitglied der Mitgliederversammlung des Maximilian-Kolbe-Werks, ein Grußwort. Anschließend stellte Christoph Kulessa von der Freiburger Geschäftsstelle die Arbeit des Werks kurz vor.

Rund 150 Gäste sind gekommen, um die Geschichte von Eva Fahidi-Pusztai zu hören

Nach der Begrüßung berichtete Eva Fahidi-Pusztai von ihrem Schicksal und dem ihrer Familie. Mit nur 18 Jahren, "ich war noch ein Kind", wurde sie 1944 gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer Schwester nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Es schmerzt sie sehr, dass ihr "geliebtes ungarisches Vaterland" sie gezielt zur Vernichtung nach Birkenau geschickt hat, "denn alle wussten, dass dort ein Vernichtungslager war". Damals wie heute ist sie stolz, Ungarin zu sein. Heute wird sie immer wieder nach ihrer Identität gefragt. "Ich bin eine ungarische Jüdin", ist ihre Antwort, in der Traurigkeit und Enttäuschung über viele ihrer Landsleute mitschwingt, in deren Augen sie nur Ungarin zweiter Klasse ist.

Rolf Wiehe (rechts), ehrenamtlicher Mitarbeiter des Maximilian-Kolbe-Werks, begleitet Frau Fahidi-Pusztai während ihres Aufenthalts in Deutschland

Evas Familie ist in Birkenau umgekommen. Bis heute fragt sich die 90-Jährige, wie sie selbst die unmenschlichen Haftbedingungen überstehen konnte und antwortet: "Durch die Kraft der Gemeinschaft". In Birkenau schloss sie Freundschaft mit den fünf jüngeren Mädchen, mit denen sie auf dem Appellplatz in einer Reihe stand. Diese sind für sie zur Familie geworden. Dann legt sie ihren jungen Zuhörern im Saal den Wert der Freundschaft ans Herz. Sie sollten sich am besten schon im Jugendalter eine wirklich Freundin/ einen Freund fürs Leben suchen, "denn man braucht im Leben Menschen, die einem beistehen".

Umringt von Jugendlichen beantwortet die 90-jährige Holocaust-Überlebende ihre Fragen

Erst 2003 kehrte Eva Fahidi-Pusztai an den Ort ihres Leidens zurück. Seitdem engagiert sie sich als Zeitzeugin und berichtet Jugendlichen in Ungarn und Deutschland über die damaligen Geschehnisse. Eva Fahidi-Pusztai sieht es als ihre Aufgabe an, den Anfängen zu wehren, damit sich die Vergangenheit nicht wiederholt. Mit dieser Mission besucht sie vom 6. bis 10. Juni 2016 Schulen in der Region Hochrhein.

Eva Fahidi-Pusztai legt ihren jungen Zuhörern den Wert der Freundschaft ans Herz: "Man braucht im Leben Menschen, die einem beistehen".
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