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Treffen der Vertrauensleute in Polen

Bydgoszcz, 20.-23.09.2021 & Katowice, 8.-11.11.2021

Die Jahrestagung der Vertrauenspersonen führten wir in diesem Jahr pandemiebedingt in einem geänderten Format durch, indem wir anstatt einer großen Tagung zwei kleinere regionale Präsenz-Treffen organisierten. Das Treffen 2020 wurde wegen Corona abgesagt.

Unserer Einladung zum Treffen "Nord" vom 20. bis 23. September 2021 in Bydgoszcz folgten 13 Vertrauenspersonen aus Nordpolen. Die Tagung für Vertrauensleute aus den südlichen Regionen in Katowice fand vom 8. bis 11. November mit 12 Vertrauenspersonen statt.

Austausch über die Hilfsangebote beim Treffen "Nord" in Bydgoszcz

Teilgenommen haben an beiden Treffen außerdem Ania Wcislowska vom Sozialmedizinischen Zentrum Lodz sowie Christoph Kulessa aus der MKW-Geschäftsstelle in Freiburg. "Die Teilnehmer waren sehr froh und gelöst, sich endlich wiederzusehen. Es herrschte eine gute Stimmung", sagt Christoph Kulessa. "Gleichzeitig spürten sie, dass ihnen der Kontakt zu den Vertrauensleuten aus anderen Regionen fehlt, die sie auf den früheren Jahrestreffen gesehen und sich mit ihnen ausgetauscht hatten".

Die viertägigen Treffen dienten dem Austausch über die Situation von Überlebenden in den Regionen und die (angepassten) Hilfsangebote des Maximilian-Kolbe-Werks. Auf dem Programm standen außerdem Berichte aus dem Zentrum Lodz und der Freiburger Geschäftsstelle.

Die Vertrauensleute berichteten, dass "die Arbeit gut, wenn auch mit Abstand läuft" und dass Kontakte meist telefonisch aufrechterhalten werden. "Die Betroffenen sind 'ausgehungert' nach Kontakten und Begegnungen, vor allem jene, die keine Angehörigen haben oder wenn diese weit entfernt bzw. im Ausland leben", erzählte Edmund Ciara aus Bydgoszcz. Er war froh, dass persönliche Besuche nach und nach wieder möglich waren.

Die Teilnehmenden diskutierten verschieden Hilfsformen und waren sich einig, dass das Angebot individueller Kuren eine der besten und wirksamsten Hilfen in der jetzigen Situation darstellt. Christoph Kulessa informierte, dass KZ- und Ghetto-Überlebende auch in der Weihnachtszeit Unterstützung bei Kuraufenthalten bekommen werden. Es wurde verabredet, dass die Vertrauenspersonen zeitnah die Überlebenden in ihren Regionen über das Antragsverfahren und die Förderkriterien dieses Hilfsangebots benachrichtigen.

Edmund Ciara (rechts) berichtet über die Arbeit in der Region Bydgoszcz
Alle sind froh, dass persönliche Besuche nach und nach wieder möglich sind.

Besprochen wurde außerdem, welcher Personenkreis in verschiedenen Regionen aktuell dringend Hilfe benötigt. Die Teilnehmenden haben beschlossen, den Betroffenen neben finanzieller Unterstützung auch 'Essen auf Rädern' zu ermöglichen. Das Zentrum Lodz wird den Vertrauensleuten bei der Suche nach einem Catering und bei der Abwicklung der Bezahlung zur Seite stehen.

Ania Wcislowska vom Zentrum Lodz (links) bietet Unterstützung bei der Organisation von "Essen auf Rädern" an.

Des Weiteren berichtete Ania Wcislowska vom Zentrum Lodz, dass sie für das nächste Jahr Besuche in den Regionen Rzeszow, Tarnow und Bilgoraj-Zamosc plant. Zudem warb sie für medizinisch-pflegerische Hilfen, die das Zentrum Lodz Überlebenden in ganz Polen zur Verfügung stellen kann.

Ein wichtiges Thema war wieder der ehrenamtliche Nachwuchs. Erfreulicherweise gibt es besonders in den südlichen Regionen positive Entwicklungen. So brachte Henryk Skubisz aus Bilgoraj-Zamosc seinen Sohn Dariusz zum Treffen mit, der ihn in seinem Engagement unterstützt.

Aus Rzeszow kam Agniezka Iwaszek, die Enkelin des 2017 verstorbenen früheren Vertrauensmannes Aleksander Szymanski. Sie berichtete, dass KZ- und Ghetto-Überlebende in ihrer Region zu den Geburtstagen und Namenstagen Briefe von Jugendlichen bekommen. Den Kontakt mit Schulen hat sie organisiert. 

Zdzislawa Wlodarczyk (rechts) und Agnieszka Iwaszek
Henryk Skubisz (links) mit dem Sohn Dariusz

Zum Kreis der Ehrenamtlichen zählt mittlerweile auch Ewa Drozdz. Sie versorgt mit ihrem Pflegedienst eine Reihe von Überlebenden in der Region Katowice/Schlesien. Parallel dazu unterstützt sie unsere Vertrauensfrau für die Region Zdzisawa Wlodarczyk und besucht mit ihr regelmäßig Kranke oder verteilt Hilfen.

Einen großen Raum nahm während der beiden Treffen auch der Austausch in Kleinstgruppen von 2-3 Personen ein. Zudem wurden gemeinsam Stadtbesichtigungen von Bydgoszcz und Katowice unternommen.

"Die Teilnehmenden fanden den Austausch sinnvoll und bereichernd und fuhren nach Hause mit der Hoffnung, nächsten Herbst die Vertrauenspersonen aus ganz Polen wieder in Lodz treffen zu können", sagt Christoph Kulessa.

Die Teilnehmenden des Treffens "Nord" in Bydgoszcz
Die Teilnehmenden des Treffens "Süd" in Katowice
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