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Erholungs- und Begegnungsaufenthalt von KZ- Überlebenden aus Polen in Hünfeld

Fulda - Seit vielen Jahren lädt das Maximilian-Kolbe-Werk als Zeichen der Versöhnung KZ-Überlebende zu Erholungs- und Begegnungsaufenthalten nach Deutschland ein. In den ersten Maiwochen 2023 verbrachten wieder einmal ehemalige Verfolgte des NS-Regimes aus Polen erholsame Tage in Hünfeld. Den Aufenthalt führt das Maximilian-Kolbe-Werk in Kooperation mit dem Caritasverband der Diözese Fulda durch. Am 8. Mai 2023, dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus besuchte Peter Weiß, Präsident des Maximilian-Kolbe-Werks, die Gruppe. Als Zeitzeugen haben sie eine ganze Reihe Gespräche geführt und über ihre Lebensschicksale berichtet.

„Ich freue mich sehr, dass dieses Zusammentreffen stattfindet“, sagte bei seiner Begrüßung im Bischofshaus der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber gegenüber den Seniorinnen und Senioren, die als Kinder Gewalt und Leid erfahren mussten: „Schön, dass Sie da sind und wir die Möglichkeit zum Austausch haben.“ Die Frauen und Männer haben alle während der Zeit des zweiten Weltkriegs als Kinder und Jugendliche Verfolgung und Gewalt durch das deutsche NS-Regime gegen sich und ihre Familien erfahren müssen.

Bischof Gerber ließ sich von den KZ-Überlebenden, die alle aus jüdischen Familien stammen, ausführlich berichten, was ihnen als Kindern widerfahren war.

In Zusammenarbeit mit dem Kolbe-Werk nimmt die Caritas im Bistum Fulda alljährlich eine solche Gruppe auf und bringt sie Bonifatiuskloster Hünfeld unter. Begleitet wurde die Gästegruppe von der Ehrenamtlichen der Caritas, Gisela Bauer, und vom Dolmetscher des Kolbe-Werks, Wieslaw Cislak. Neben dem touristischem Programm standen auch offizielle Termine wie der Empfang beim Bischof und Zeitzeugengespräche mit jungen Menschen an.

Eines der Zeitzeugengespräche fand in der Fuldaer Caritas-Pflegeschule statt. Dort trafen die sechs polnischen Überlebenden mit Pflege-Schülerinnen und -Schülern zusammen. Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch unterstrich die Wichtigkeit solcher Begegnungen und Gesprächsrunden zwischen den Generationen: Zeitzeugengespräche seien ein unmittelbarer Beitrag zur Versöhnungsarbeit und hielten die Erinnerung daran wach, zu welchen Grausamkeiten Menschen im Auftrage eines totalitären Staates wie NS-Deutschland imstande seien. Anschließend berichteten die polnischen Gäste über ihre unmittelbaren Erfahrungen mit den Nazi-Schergen.

Eine Zeitzeugin erzählte, dass sie als Tochter einer Zwangsarbeiterin in Sachsen zur Welt gekommen und sogleich ins Waisenhaus gebracht worden war. Erst nach dem Krieg konnte ihre Mutter sie wiederfinden. Die Schüler stellten zahlreiche Fragen und thematisierten dabei auch den Ukraine-Krieg. Alle zeigten sich betroffen von den persönlichen Schicksalen der sechs Zeitzeugen. Aber sie äußerten sich auch sehr dankbar für den Austausch und das Vertrauen.

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