Hintergrund
polnischrussischenglisch

Krankenbesuche als Geste der Versöhnung - Deutsche Ehrenamtliche besuchen KZ-Überlebdende in Polen

Das Maximilian-Kolbe-Werk möchte auch Schwerkranke und Bettlägerige mit einer Geste der Versöhnung erreichen. Deshalb fahren deutsche ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das ganze Jahr hindurch nach Polen und machen Krankenbesuche.

Die Besuche von Kranken gehören zu den intensivsten Begegnungen im Maximilian-Kolbe-Werk. Die Ehrenamtlichen lernen die familiären und materiellen Umstände von KZ-Überlebenden kennen und haben ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Gleichzeitig ermitteln sie die Bedarfslage vor Ort, damit das Maximilian-Kolbe-Werk die benötigten Hilfen auf den Weg bringen kann.

Im Mai 2017 besuchten Monika Müller aus Radebeul und Anna Möhn aus Dresden 15 KZ- und Holocaust-Überlebende im polnischen Walbrzych und der näheren Umgebung. Unterstützung vor Ort erfuhren sie vom Vertrauensmann des Maximilian-Kolbe-Werks Zygmunt Barczyk sowie von zwei Dolmetschern.

Ihr Fazit nach 15 Krankenbesuchen lautet: "Wir konnten spüren, dass sich die KZ-Überlebeden über unseren Besuch aus Deutschland sehr freuten. Überwältigend waren die Gastfreundschaft und die Bereitschaft, ihre Lebensgeschichte zu erzählen."

Bildergalerie

Der 97-jährige Jan Dudek war drei Jahre lang im Konzentrationslager Buchenwald interniert. Er leidet an wiederkehrenden Depressionen, hat Schlafstörungen und Alpträume. "Alles Spätfolgen der Lagerhaft", erzählt er Monika Müller (links) und Anna Möhn. Herr Dudek lebt allein. Seine Frau, die im 2. Weltkrieg in Deutschland Zwangsarbeit leisten musste, ist vor mehr als 15 Jahren verstorben. Jan Dudek hat drei Töchter, die sich um ihn kümmern.
Die Auschwitz-Überlebende Eugenia Krolikowska (geb. 1932) lebt allein. Sie ist seit 2007 verwitwet. Da ihre Söhne keine Möglichkeit haben, sie zu unterstützen, hat sie eine bezahlte Pflegehilfe aus der Nachbarschaft. Frau Krolikowska ist gesundheitlich sehr beeinträchtigt, sie leidet unter Osteoporose, hat eine künstliche Hüfte und zwei künstliche Kniegelenke. Eine notwendige Leistenbruchoperation kann nicht mehr durchgeführt werden. "Meine Wohnung kann ich nicht mehr verlassen", erzählt sie Anna Möhn (Mitte).
Halina Drozdz, Jahrgang 1938, wurde in einer jüdischen Familie geboren. Ihre Eltern wurden hingerichtet, die 3-jährige Halina kam in eine polnische Familie und wurde adoptiert. Monika Müller und Zygmunt Barczyk berichtet sie von ihrem Schicksal während des 2. Weltkriegs, aber auch vom Antisemitismus in Polen in den 60er Jahren. Halina Drozdz wird von ihrem Ehemann versorgt. Trotz Rollstuhls kocht und backt sie selbst.
Anna Halota (92 Jahre alt) hat die Lager Potulice und Torun überlebt. Über ihr Leben möchte sie ein Buch schreiben, berichtet Monika Müller (links). Ihre Wohnung kann Frau Halota nicht mehr verlassen, sie benötigt einen Rollstuhl. Das Maximilian-Kolbe-Werk wird ihr helfen.
Krystyna Metrycka wurde 1924 geboren. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands wurde sie verhaftet und ins KZ Ravensbrück gebracht. Sie ist verwitwet. Der Vertrauensmann des Kolbe-Werks Zygmunt Barczyk besucht sie täglich und bringt ihr das Mittagessen.
Spenden