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"Ihre Hilfe kam gerade zur richtigen Zeit" - Hausbesuche bei KZ-Überlebenden in der Ukraine

Ute Krieger aus Hürth besucht Antonina Udod (94) in der Region Zaporizhya

"Ihre Hilfe kam gerade zur richtigen Zeit!" Diesen Satz hören Ute Krieger und Valentina Jakovlev während ihrer sechstägigen Reise im Süden der Ukraine immer wieder. Die beiden Frauen engagieren sich ehrenamtlich für das Kolbe-Werk und haben Mitte März 15 KZ- und Ghetto-Überlebende in der Stadt und Region Zaporizhya besucht. 

"Viele Überlebende haben weniger von der Vergangenheit und mehr von der gegenwärtigen Situation und ihren Sorgen erzählt", berichtet Valentina Jakovlev. Alle erhielten eine finanzielle Beihilfe von 300 Euro.

"Für Antonina Udod (94) bedeutet diese Beihilfe drei zusätzliche Monatsrenten", sagt Ute Krieger. "Die Ravensbrück-Überlebende ist nach einem Schlaganfall bettlägerig und benötigt viele Medikamente und Hygieneartikel, die sehr teuer sind".

Ihre Eindrücke von den Begegnungen mit ukrainischen KZ-Überlebenden haben Ute Krieger und Valentina Jakovlev für uns aufgeschrieben.   

Bilder und Eindrücke von den Begegnungen in der Ukraine

Unsere Ehrenamtlichen Valentina Jakovlev (links) und Ute Krieger (rechts) waren sechs Tage in der Ukraine unterwegs. In der Region Zaporozhe wurden sie bei Hausbesuchen von Jewgenija Bojko (*1944) begleitet: "Frau Bojko, selbst Ravensbrück-Überlebende, war uns eine große Hilfe".
Besuch bei Valentina Demidowa (*1925): Sie will über ihre Haft in Auschwitz-Birkenau nicht sprechen. Sie lebt mit ihrer Stieftochter und deren Schwiegermutter zusammen. Die 94-Jährige strickt gerne und hat uns mit selbst gestrickten Socken beschenkt. Valentina will unbedingt ihren 100. Geburtstag feiern.
Volodymyr Vojevodtschenko (*1926) erzählte uns nicht viel aus seiner Vergangenheit. Über seine Haft im KZ Sachsenhausen schrieb er ein Buch.
Der 93-jährige Volodymyr wohnt mit seiner Frau in einem kleinen Haus ohne fließend Wasser. Er ist fast blind und verlässt das Haus nur bis zum Zaun, wo er auch auf uns gewartet hatte.
Raisa Wakal (*1926) ist bettlägerig und kann, wenn ihr jemand aufhilft, mit einer selbstgebauten "Gehhilfe" aus Eisen stehen. Das Haus kann sie nicht verlassen und isst von einem Hocker neben ihrem Bett. Das Zimmer von Raisa ist eiskalt. Sie liegt auf einer Wärmedecke, die an Strom angeschlossen ist.
Raisa lebt mit ihrem Sohn zusammen, der sie versorgt. Eine Nachbarin hilft bei der Körperpflege. Zum Abschied sagt Raisa, die Auschwitz, Buchenwald und Ravensbrück überlebt hat: "Ich will für die Deutschen beten, ich habe ihnen verziehen".
Der Sachsenhausen-Überlebende Andrij Lewtschenko (*1925) lebt mit seiner 72-jährigen Tochter in äußerst einfachen Wohnverhältnissen ohne Wasser, Toilette, Waschmaschine. Er geht noch gerne angeln und träumt von einem E-Bike.
Anna Sorokina (*1925) lebt mit Tochter und Enkelin. Anna sieht schlecht und kann das Haus nicht mehr verlassen. Die ganze Rente der Ravensbrück-Überlebenden wird im Winter für Brennholz verbraucht. Sie hat hohe Ausgaben für Medikamente und Körperhygieneartikel.
Vera Scharko (*1923) lebt alleine und versucht, alles allein zu erledigen. Sohn und Schwiegertochter helfen der Ravensbrück-Überlebenden, ebenso eine Nachbarin. Wir werden mit einem Brot, das vom Sohn frisch gebacken wurde, begrüßt.
Anna Schlykowa (*1926) war während des 2. Weltkriegs im Konzentrationslager Auschwitz interniert. Sie ist verwitwet und lebt allein. Anna kann auf zwei Stöcken gehen, verlässt das Haus aber kaum noch. Ihre Nachbarn erledigen Einkäufe für sie.

Zur Spendenaktion:     Hilfe für Bedürftige in der Ukraine

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