
Am 27. Januar 2020 jährt sich der Befreiungstag des größten Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zum 75. Mal. Je größer der zeitliche Abstand zur nationalsozialistischen Diktatur und den Ereignissen des 2. Weltkriegs wird, desto mehr stellt sich die Aufgabe, die Erinnerung an die NS-Verbrechen wachzuhalten. Denn wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird auch für die Gegenwart blind.
Das Maximilian-Kolbe-Werk lud daher vom 25. bis 28. November 2019 20 junge Erwachsene dazu ein, sich an authentischen Orten der Geschichte in Oswiecim und Krakau mit den Fragen des gegenwärtigen und künftigen historischen Erinnerns zu befassen. Zum Teilnehmerkreis des Workshops "Begegnungen in Auschwitz" gehörten Studierende verschiedener Fachrichtungen (z.B. Geschichte, Jura, Politikwissenschaft), (angehende) Lehrer und andere Interessierte aus der historisch-politischen Bildungsarbeit.
"Ich möchte tiefere Einblicke in die Zeit des Holocaust gewinnen. Für mein aktuelles Studium ist das Lernen an einem authentischen Ort ein spannendes Feld", schrieb eine Studentin über ihre Motivation, am Workshop teilzunehmen. "Und für mich persönlich möchte ich mehr zu dem Thema erfahren, um dem Rechtsruck in unserer Gesellschaft gestärkt entgegentreten zu können." Diese Aussage fasst das Ziel des Workshops treffend zusammen.
Der Titel des viertägigen Workshops war auch gleichzeitig Programm: Begegnungen mit Menschen und Orten, mit Vergangenheit und Gegenwart standen im Mittelpunkt der gemeinsamen Tage.
Die ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz und Plaszow waren einige authentische Orte der NS-Verbrechen, denen sich die jungen Menschen im Projektverlauf nähern konnten. Auschwitz ist im Gedächtnis von Millionen Menschen als größtes nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager und als Symbol für den Völkermord verankert. Im weniger bekannten Konzentrationslager Plaszow im Süden Krakaus wurden 8000 Menschen ermordet. Zudem fanden von hier aus Massendeportationen nach Auschwitz-Birkenau statt. Noch einen Tag vor der Befreiung Krakaus am 14.1.1945 wurden die letzten Gefangenen nach Auschwitz deportiert.
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Besichtig wurden zudem das ehemalige Ghetto im Krakauer Stadtteil Podgorze und das jüdische Viertel Kazimierz. Auf dem Platz der Ghettohelden in Podgorze befindet sich heute ein Denkmal aus Stühlen. Dieser Platz mitten im ehemaligen Ghetto war die letzte Station für die Bewohner des jüdischen Stadtteils vor der Deportation in Konzentrations- und Vernichtungslager. Hier fanden die Appelle und Selektionen statt. Vor dem 2. Weltkrieg lebten ca. 65.000 Juden in Krakau, heute sind es nur rund 200.
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Im Gespräch mit der Auschwitz-Überlebenden Zdzislawa Wlodarczyk (86) bekam das Leiden von Millionen von Opfern ein Gesicht und eine Stimme. Als Elfjährige wurde sie mit ihrem jüngeren Bruder und getrennt von der Mutter in der Kinderbaracke von Auschwitz- Birkenau eingesperrt. Sechs Monate lang. Wie Tiere im Käfig haben sie sich gefühlt, erzählte Zdzislawa Wlodarczyk den Workshop-Teilnehmenden. Die Kinderbaracke konnten die jungen Menschen bei der Führung in Birkenau besichtigen. "Es ist unvorstellbar, wie man hier leben und überleben konnte", sagte eine Teilnehmerin.
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Während der Begegnung mit Andrzej Kacorzyk, stellvertretender Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, der seit mehr als 20 Jahren in der Gedenkstätte tätig ist, konnten die jungen Menschen Besonderheiten wie Herausforderungen der Gedenkstättenarbeit in Erfahrung bringen.
Wichtige Themen waren dabei die Arbeit der Gedenkstätte nach dem Ableben von Zeitzeugen und die hohe Belastung aufgrund der stetig steigenden Besucherzahlen.
Andrzej Kacorzyk informierte die Gruppe zudem über den Stand der Vorbereitungen der Gedenkveranstaltung anlässlich des 75. Befreiungstags von Auschwitz am 27. Januar 2020, zu der rund 200 Auschwitz-Überlebende aus der ganzen Welt erwartet werden.
Bildergalerie
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