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Interviews mit Zeitzeug/-innen in Warschau

In Kooperation mit dem Referat Weltmission/ Gerechtigkeit und Frieden des Bistums Mainz

Bericht von Stephanie Roth und Lukasz Gałkowski

Im Herbst 2020 besuchten Stephanie Roth, Lukasz Gałkowski und Romi Steiner einen Zeitzeugen und fünf Zeitzeuginnen in Warschau. Da fast alle unsere Zeitzeugenprojekte Corona bedingt abgesagt werden mussten, war es ein Anliegen, einige der Zeitzeugen/-innen, die viele Jahre nach Deutschland kamen, zu besuchen und ihre Erzählung auf Video aufzunehmen.

Die Besuche, verbunden mit einem kleinen Geschenk und einer finanziellen Beihilfe, sollten die Wertschätzung ausdrücken, die wir den Zeitzeugen/-innen entgegenbringen, und ihnen zeigen, dass sie nicht vergessen sind.

Gleichzeitig bot sich durch die Besuche die Gelegenheit für die Zeitzeugen/-innen, wieder einmal ihre Geschichte zu erzählen und eine Gelegenheit für das MKW, diese Erzählung in einem adäquaten Rahmen (nicht gleichzeitig mit einem Schulgespräch) auf Video zu dokumentieren.

Alle besuchten Zeitzeugen/-innen haben sich sehr über unseren Besuch gefreut. Sie nahmen sich ausnahmslos sehr bereitwillig drei bis fünf Stunden Zeit. Durch die Pandemie mussten alle Einschränkungen hinnehmen, eine Überängstlichkeit, auch in Bezug auf unseren Besuch, haben wir nicht erlebt.

Alle äußerten ihren Respekt, dass wir die Reise auch in dieser Situation gewagt haben. Alle bedankten sich sehr herzlich für unseren Besuch und beim MKW für die Geschenke/Beihilfen. Einige äußerten, dass sie die Arbeit des MKW sehr wertschätzen und für sehr wichtig erachten und deshalb froh sind, dass sie noch ein Teil dieser Arbeit sein können.

Herr Golik und Frau Piotrowska wurden von uns zuhause mit dem Auto abgeholt und in unsere Unterkunft im Zentrum Warschaus eingeladen. Nach Begrüßung und Tee/Kaffee mit Gebäck fand das Gespräch und die Aufnahme statt. Die vier anderen Zeitzeuginnen interviewten wir in ihren Wohnungen.

Die Erzählung der Zeitzeugen/-innen wurde mit einem Smartphone auf Stativ und externem Ansteckmikrofon aufgenommen. Durch den geringen technischen Aufwand erlebten wir die Zeitzeugen/-innen bei der Aufnahme recht entspannt.

Bis auf Herrn Golik, der seine Geschichte auf Deutsch erzählte, wurden die Gespräche bei den Besuchen von Lukasz Gałkowski ins Deutsche übersetzt. Die Erzählung selbst hielten die Zeitzeuginnen dann ausschließlich auf Polnisch. Nachdem sie zunächst ihre Geschichte am Stück erzählten (ca. 1 Stunde), stellten wir einige Nachfragen, die Antworten wurden dann übersetzt, was ungefähr eine weitere Stunde dauerte. Im Wesentlichen entspricht damit die Videodokumentation den Erzählungen der Zeitzeugen/-innen, wie sie sie üblicherweise vor Schulklassen präsentieren.

Unser Besuch hat gezeigt, dass sich der Aufwand, der mit einem Besuch der Zeitzeugen/-innen vor Ort verbunden ist, in jedem Fall lohnt. Die Gesprächssituation ist für Videoaufnahmen wesentlich besser geeignet als das Filmen während der Schulgespräche.

Die Videos werden bearbeitet, mit deutschem Ton bzw. deutschen Untertiteln versehen und sollen auf einer Webplattform Schulen für die Nutzung im Unterricht zur Verfügung gestellt werden.

Bildergalerie

Barbara Piotrowska (geb. 1926) freute sich, Stephanie Roth (rechts) und Romi Steiner wieder zu sehen.
Alicja Kubecka (geb. 1927) erzählte Lukasz Gałkowski über ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg.
Ignacy Golik (geb. 1922) schilderte die Umstände seiner Berufung als Zeuge bei den Auschwitz-Prozessen in Frankfurt.
Krystyna Budnicka (geb. 1932) nahm die Besucher/-innen zu Gedenkorten des ehemaligen Ghettos, wo sie bei ihren Erklärungen gefilmt wurde.
Maria Stroinska (geb. 1933) erzählte sehr strukturiert und zeigte ein Fotoalbum.
Urszula Koperska (geb. 1936) beantwortete auch die Fragen bezüglich der Zeit nach dem Krieg und dem Schicksal ihrer Familie.
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