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Trauer um Boris Romantschenko

Wir sind zutiefst erschüttert über die Nachricht vom Tod von Boris Romantschenko. Der 96-jährige KZ-Überlebende wurde vergangenen Freitag bei einem Bombenangriff auf sein Wohnhaus im ostukrainischen Charkiw getötet. Im Zweiten Weltkrieg hat Boris Romantschenko die Konzentrationslager Buchenwald, Peenemünde, Dora und Bergen-Belsen überlebt.

(20.01.1926 - 18.03.2022)

Boris Romantschenko wurde am 20. Januar 1926 in der Region Sumy geboren. 1942 wurde er als 16-Jähriger zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Nach einem misslungenen Fluchtversuch kam er ins Konzentrationslager Buchenwald und wurde später in Peenemünde, Dora und Bergen-Belesen interniert. Im KZ musste Boris Romantschenko Zwangsarbeit leisten und arbeitete u.a. beim Bau an Hitlers "Wunderwaffe" V2 mit. Bei seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen im Frühling 1945 wog der 19-jährige Boris nur 39 Kilogramm. Bis 1950 blieb er in der Ostzone bzw. DDR, wo er in der Sowjetarmee Dienst leisten musste. Nach der Rückkehr in die Heimat studierte Boris Romantschenko an der Bergbau-Akademie in Charkiw und arbeitete als leitender Ingenieur.

Nach dem Tod seiner Frau vor vielen Jahren wohnte Boris Romantschenko allein im 8. Stock eines Hochhauses am Stadtrand von Charkiw.

In den vergangenen zwei Jahren konnten wir Boris Romantschenko regelmäßig mit finanziellen Hilfen unterstützen. Letztes Jahr wurde er zum Gesicht unserer Patenschafts-Aktion und dadurch vielen unserer Spenderinnen und Spender sehr vertraut.

Als unsere Kooperationspartner ihn im Dezember 2021 besuchten, erzählte er, dass er die Wohnung nicht mehr verlassen kann. Versorgt wurde er von seiner Enkelin, die regelmäßig nach ihm schaute.

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine hatten wir immer wieder versucht, telefonischen Kontakt zu Boris Romantschenko aufzunehmen. Leider ohne Erfolg.

"Wir sind erschüttert und fassungslos, dass er auf diese grausame Weise aus dem Leben gerissen wurde," sagt Christoph Kulessa, Geschäftsführer des Maximilian-Kolbe-Werks. "Wir sind entsetzt, dass ein Mann, der in seiner Jugend vier Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebt hat, diesem irrsinnigen Krieg zum Opfer gefallen ist, den Russland angeblich gegen Nazis in der Ukraine führt. Der Tod Boris Romantschenkos und aller Opfer dieses Krieges macht uns unendlich traurig und wütend".

Wir werden Boris Romantschenko in unseren Gedanken und Herzen weitertragen und ihn in unser Gebet einschließen. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

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