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Wir trauern um Janina Dziemianiec

(24.05.1940 - 14.02.2022)

In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserer langjährigen Wegbegleiterin Janina Dziemianiec. Die Überlebende des Konzentrationslagers Koldytschewo starb am 14. Februar 2022 im Alter von 81 Jahren in Bydgoszcz/ Polen.

Janina Dziemianiec (geborene Nawra) wurde am 24.05.1940 in Baranowicze (damals Polen) geboren. Ihr Vater, Direktor einer Fleischfabrik, rettete während des 2. Weltkriegs vielen Juden das Leben, indem er sie zur Arbeit in seine Fabrik holte und dann als "während der Bombardierung umgekommen" deklarierte. Als Vergeltung wurde die Familie Nawra - die Eltern und zwei Kinder Janina (4) und Andrzej (3) im Konzentrationslager Koldytschewo eingesperrt. Die Eltern von Janina wurden im KZ hingerichtet. Janina und Andrzej haben überlebt und wurden von einer Tante großgezogen.

Nach dem Krieg studierte Janina Dziemianiec Pharmazie in Leningrad und leitete seit 1963 eine Apotheke in ihrer Heimatstadt Baranowitschi (heute Belarus). Seit 1992 war sie Vorsitzende der Vereinigung ehemaliger minderjähriger Häftlinge des Nationalsozialismus in Baranowitschi und engagierte sich mit viel Herzblut für Völkerverständigung und Versöhnung. "Ich habe vor Gott ein Gelübde abgelegt, den ehemaligen Häftlingen der NS-Konzentrationslager zu helfen", betonte sie oft. Für die tiefgläubige Katholikin war Nächstenliebe ein Gebot, das sie mit Inbrunst bis zum Ende befolgte.

Seit 1993 war Janina Dziemianiec eng mit dem Maximilian-Kolbe-Werk verbunden. Anfangs half sie vor Ort bei der Organisation und Verteilung der Hilfsgüter, die das Werk in den 1990er Jahre mehrmals nach Belarus brachte. Schon bald wurde sie zu einer der wichtigsten Ansprechpartnerin des Kolbe-Werks, die sich unermüdlich und selbstlos bei unseren Hilfsprojekten in Belarus engagierte und dabei wertvolle Ratschläge und Ideen einbrachte. Dank ihren Kontakten und ihrem Organisationstalent konnten viele Kuraufenthalte für Überlebende in Belarus zustande kommen. Unermüdlich besuchte Janina Dziemianiec ihre erkrankten Kameradinnen und Kameraden und brachte ihnen Medikamente aus ihrer Apotheke. Nicht selten übernahm sie auch die Kosten der Medikamente, weil diese für die Erkrankten unerschwinglich waren. Niemals hat sie dafür Dankbarkeit erwartet, es war ihr eine Freude, den Überlebenden zu helfen. Auch an Ostern oder Weihnachten, die für sie wichtige Familienfeste waren, hat sie Jahr für Jahr Zeit gefunden, den Menschen die Geschenke des Maximilian-Kolbe-Werks persönlich zu überbringen. Dabei wussten nur wenige, dass sie selbst Kummer und gesundheitliche Probleme hatte.

Janina Dziemianiec ist in Bydgoszcz, der Heimatstadt ihres Vaters, gestorben, nachdem sie sich nicht mehr von einer Herzoperation erholen konnte. Als wir noch vor wenigen Tagen mit ihr telefonierten, klang sie zuversichtlich, dass die Operation gelingen und sie uns bei den nächsten Hilfsprojekten unterstützen würde. Leider konnte ihr geschwächtes Herz nicht mehr gerettet werden.

Mit Janina Dziemianiec verlieren wir einen wunderbaren Menschen, eine treue Freundin und eine große Persönlichkeit. Wir sind sehr dankbar, dass wir sie kennenlernen durften. Dabei haben wir sie immer als eine sehr kluge Frau erlebt, die alle mit ihrer Hilfsbereitschaft, ihrem Elan und Ideenreichtum, ihrer offenen und warmherzigen Art, den Menschen zu begegnen, beeindruckt hat. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren.

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