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"Frieden muss man verteidigen!"

Digitale Zeitzeugenbegegnung mit Schülern in Brandenburg

Pfr. Mikolaj Sklodowski traf mit Schülern eines Gymnasiums aus Brandenburg auf Zoom zusammen.

06.04.2022     Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hält uns seit sechs Wochen in Atem. Die schrecklichen Bilder des Krieges und die Nachriten über das unermessliche Leid der Ukrainer lassen uns nicht los. Auch in unseren Zeitzeugengesprächen, die wir weiterhin im digitalen Format durchführen, greifen die Zeitzeugen dieses Thema auf.

"Die Geschehnisse, von denen ich erzählen werde, liegen 77 Jahre zurück. Doch jetzt gibt es wieder Krieg in Europa." Mit diesen Worten eröffnete der Pole Mikolaj Sklodowski die Online-Begegnung mit zwei Klassen des Abiturjahrgangs eines Gymnasiums in Brandenburg. "Ukrainer, unsere östlichen Nachbarn, kämpfen um ihr Leben. Sie sind die neuen Zeitzeugen, denen wir zuhören müssen", führte der Überlebende des Konzentrationslagers Ravensbrück weiter aus.

Pfarrer Mikolaj Sklodowski wurde im März 1945 im Konzentrationslager Ravensbrück geboren. Seine damals 21-jährige Mutter war schwanger, als sie im August 1944 im Zuge der Niederschlagung des Warschauer Aufstands nach Ravensbrück deportiert wurde. Während des zweistündigen Zoom-Gesprächs betonte der 77-jährige Zeitzeuge immer wieder: "Was ich Euch heute erzähle, weiß ich von meiner Mutter". Nach dem Krieg schrieb sie alles nieder, was ihr im KZ zugestoßen war.

Der 77-jährige Zeitzeuge zeigte den Jugendlichen ein Medaillon seiner Großmutter, das ihn "im KZ beschützte".

In seinem Zeitzeugenbericht stützte sich Mikolaj Sklodowski auf Bilder und Dokumente aus einer Präsentation. So zeigte er den Jugendlichen ein Medaillon mit dem Bild des Heiligen Nikolaus, das seine Großmutter seiner Mutter während der Schwangerschaft schenkte. "Dieses Medaillon habe ich bis heute, denn schon meine Großmutter hat es zu ihrer Geburt geschenkt bekommen", berichtete der Zeitzeuge. "Es hat mich im KZ beschützt".

Nach dem Bericht, der aus dem Polnischen simultan gedolmetscht wurde, stellte sich Mikolaj Sklodowski den Fragen der Jugendlichen und kam mit ihnen ins Gespräch.

"Ich kann es mir nur zu gut vorstellen, wie es ukrainischen KZ- und Ghetto-Überlebenden heute geht, mussten sie doch schon einmal im Krieg leben. Die aktuellen Ereignisse zeigen, dass Frieden nicht selbstverständlich ist. Frieden muss man verteidigen! Vergesst es nicht", appellierte der Zeitzeuge an die jungen Menschen.

Lina (18) initiierte das Zeitzeugengespräch an ihrer Schule: "Die heutige Begegnung bereichert mein Leben ungemein."

Die Zeitzeugenbegegnung kam auf Initiative einer Schülerin des Elsterschloss-Gymnasiums Elsterwerda zustande, die das Maximilian-Kolbe-Werk direkt kontaktierte und ihre Klasse zum Gespräch anmeldete. Sie moderierte auch das Zeitzeugengespräch.

Zu ihrer Motivation sagte die 18-jährige Lina: "Die Zahl der Zeitzeugen der Shoa und der ehemaligen KZ-Inhaftierten sinkt stetig. Doch solange es noch möglich ist, mit Überlebenden in Kontakt zu treten, ist es mir eine Herzensangelegenheit, eine solche Begegnung erleben zu dürfen. Die heutige Begegnung bereichert sicher nicht nur mein junges Leben ungemein."


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