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Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag

"Als Einzige von zehn Familienmitgliedern überlebt"

Die Nazis haben Juden aus allen Teilen des besetzten Europas nach Auschwitz deportiert, wie diese Koffer in der Ausstellung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau beweisen.

26.01.2022     Am 27. Januar 2022 jährt sich der Befreiungstag des größten nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum 77. Mal. Dieser Tag wurde 2005 von den Vereinten Nationen zum Internationalen Gedenktag an die Opfer des Holocaust ausgerufen. Das Hauptthema der offiziellen Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ist der Beginn der Vernichtung in Auschwitz im Frühjahr 1942.

"Wenn sich die Shoah im Vergleich zu allen anderen Völkermorden vor allem durch ihren zutiefst programmatischen, logistischen, fast industriellen Charakter auszeichnete, dann erreichte sie in Auschwitz ihren Höhepunkt", wird der Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau Dr. Piotr Cywiński auf der Webseite der Gedenkstätte zitiert.

Im Frühjahr 1942 begannen die Deutschen mit Massendeportationen von Juden aus ganz Europa nach Auschwitz. Beschlossen wurde die "Endlösung der Judenfrage" auf der Wannseekonferenz einige Wochen davor am 20. Januar 1942.

Für die Warschauer Jüdin Krystyna Budnicka und ihre zehnköpfige Familie war dieser Beschluss ein Todesurteil. Als Einzige hat sie die Schoah überlebt, ihre Eltern, ihre sechs Brüder und eine Schwester sind umgekommen.

"Wir tragen die Verantwortung dafür, dass sich derartige Verbrechen nicht wiederholen!"

Krystyna Budnicka überlebte als Einzige aus ihrer zehnköpfigen Familie die Shoah. Darüber berichtete sie Schülern eines sächsischen Gymnasiums auf Zoom.

Vom Überleben im Warschauer Ghetto erzählte die heute 89-Jährige am 17. Januar 2022 Schülern des Oberland-Gymnasiums Seifhennersdorf/ Ostsachsen via Zoom. Das 90-minütige Gespräch wurde aus dem Polnischen simultan gedolmetscht.

Detailliert und eindrücklich schilderte die Zeitzeugin den 17- und 18-jährigen Schülern den Verlust ihrer Familie, das Verstecken in einem Bunker und die Flucht durch einen Abwasserkanal. "Dass ich überlebt habe, ist nicht mein Verdienst", sagte Krystyna Budnicka. "Ich wurde gerettet und kam in einem Waisenhaus unter." Nach dem Krieg holte sie ihr Abitur nach, studierte Pädagogik und bekam Sonderschullehrerin.

"Ich habe überlebt, um junge Menschen wie Euch über den Holocaust und Antisemitismus aufzuklären", betonte die Zeitzeugin. "Und ich möchte, dass meine Geschichte Euch zum Nachdenken bringt."

"Durch das bewegende Gespräch wurde die Dimension und das Ausmaß der Shoa nochmals deutlich", schrieben die Gymnasiasten auf dem Instagram-Account ihrer Schule. "Wir tragen die Verantwortung dafür, dass sich derartige Verbrechen nicht wiederholen!"

Die offizielle Gedenkzeremonie in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau beginnt am 27. Januar 2022 um 16 Uhr und wird live übertragen werden, unter anderem auf dem YouTube-Kanal der Gedenkstätte.

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