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"Eine Kindheit im Schatten des Todes" - Henriette Kretz zu Besuch an Schulen in Jena

"Meine Geschichte ist keine besondere. Es ist die Geschichte von eineinhalb Millionen Kindern, die keine Stimme mehr haben", sagt die Holocaust-Überlebende Henriette Kretz aus Antwerpen. Über ihre Erlebnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus erzählte die 83-Jährige vom 19. bis 23. Februar 2018 Jugendlichen an sechs Schulen in Jena und Weimar sowie bei einer öffentlichen Abendveranstaltung.

Als Kind musste Henriette Kretz mit ansehen, wie ihre Eltern erschossen wurden. Die Jüdin konnte sich in einem Nonnenkloster verstecken. Sie blieb dort, bis sie von einem Onkel gefunden wurde - dem einzigen Überlebenden der großen Familie. Später studierte Henriette Kunstgeschichte, wurde Lehrerin und Mutter von zwei Söhnen.

Henriette Kretz zu Gast im Otto-Schott-Gymnasium Jena

"Wir Schüler waren Henriette Kretz für ihr Kommen sehr dankbar, da sie ihre persönlichsten und emotionalsten Erinnerungen mit uns teilte und uns Wissen vermittelte, welches in Büchern nicht aufzufinden ist", berichteten Schüler des Otto-Schott-Gymnasiums in Jena. "Alle Zuhörer waren überrascht von ihrer optimistischen Lebenseinstellung trotz erschütternder Ereignisse ihrer Vergangenheit".

Mit ihrem Bericht will die Zeitzeugin die mahnende Erinnerung an die NS-Verbrechen wachhalten und die Demokratieerziehung stärken. Bei jeder Begegnung betonte sie: "Was kann man gegen Hass, Ausgrenzung und Vorurteile tun, die bis heute nicht verschwunden sind? Dafür sind wir Zeitzeugen da, um die Erinnerung als Mahnung wachzuhalten".

Neben Schulbesuchen stand auch eine Begegnung mit interessierten Bürgern im Internationalen Centrum "Haus an der Mauer" in Jena auf dem Programm, zu der rund 100 Gäste gekommen waren, wie uns die ehrenamtliche Projektbegleiterin Monika Müller erzählt.

Rund 100 interessierte Bürger kamen zur
Begegnung mit Henriette Kretz ins "Haus an der Mauer"

Unter den Zuhörern waren auch Eltern von Jugendlichen, die Henriette Kretz in ihren Schulen besuchte. "Meine Tochter ist 16 Jahre alt und nicht besonders an Politik interessiert", sagte eine Mutter. "Doch sie war von der Begegnung mit Frau Kretz so beeindruckt, dass auch ich diese Erfahrung nicht missen wollte".

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