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Polnische Zeitzeugen sprechen mit Schülern in Köln

Vom 30.4. bis 11.5.2018 haben sechs Überlebende der Konzentrationslager und Ghettos aus Polen im Alter von 73 bis 80 Jahren Schulen im Großraum Köln besucht. Im Rahmen des Projekts wurden rund 800 Schüler an acht Schulen erreicht. Die Zeitzeugengespräche fanden an folgenden Schulen statt: Liebfrauengymnasium, Hauptschule am Griechenmarkt, Irmgardisgymnasium, Dietrich-Ulhorn-Realschule in Grevenbroich, Antoniuskolleg (Gymnasium) in Neunkirchen-Seelscheid, Real-schule Deutz, Ernst-Mach-Gymnasium Hürth, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Rösrath

Zeitzeugen

Ein paar Einblicke in die Biographien einiger Gäste seien an dieser Stelle zur Veranschaulichung gewährt:

Jozefa Posch-Kotyrba (80) wurde in verschiedene sogenannte "Polenlager" in Schlesien deportiert, deren Auswirkungen durch Hunger, Krankheiten und schwere Arbeit für viele Erwachsene und Kinder tödlich waren.

Mikolaj Sklodowski (73) wurde als Kind polnischer Eltern im KZ Ravensbrück geboren - kurz vor der Befreiung des Lagers im April 1945.

Irena Szczurek (79) ist als Kind polnischer Juden von ihrem polnischen Kindermädchen aus dem Ghetto gerettet worden und als dessen Tochter aufgewachsen.

Jozefa Posch-Kotyrba
Mikolaj Sklodowski
Irena Szczurek

Ehrenamtliche Begleiter

Das Zeitzeugenprojekt in Köln wurde von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Maximilian-Kolbe-Werks aus dem Kölner Raum unter der Federführung von Christa Teiner aus Hürth begleitet. Als Dolmetscherin unterstützte Marianne Drechsel-Gillner, unsere Ehrenamtliche aus Hannover, das Begleiterteam. Tageweise kamen außerdem vier Polnisch sprachige Studenten und Schüler als zusätzliche Dolmetscher zum Einsatz. Untergebracht waren die Zeitzeugen und die Dolmetscherin im Tagungs- und Gästehaus St. Georg.

Programm 

Im Vordergrund des Zeitzeugenprojekts standen zielgemäß Begegnungen und Austausch zwischen den Schüler ab der 8. Klassenstufe und Überlebenden der NS-Diktatur aus Polen. Für Zeitzeugenbegegnungen waren jeweils zwei Unterrichtsstunden vorgesehen. Einzeln oder in Gruppen von zwei Personen erzählten die Zeitzeugen von ihren Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs und zeigten Fotos bzw. weitere persönliche Gegenstände aus dieser Zeit. Im Anschluss beantworteten sie die Fragen der Schüler.

Zum Ausgleich wurde den Zeitzeugen ein kleines Freizeitprogramm geboten, das einige touristische und kulturelle Aktivitäten aber auch genügend Erholung beinhaltete. Hier gehörten u.a. die Dombesichtigung, eine Bootsfahrt auf dem Rhein und ein Ausflug zum Schloss Brühl zum Rahmenprogramm.

Die Zeitzeugen und ihre Begleiter

Was bewirkten die Zeitzeugenbegegnungen? 

Die polnischen Zeitzeugen kamen nach Deutschland, um die Erinnerungen an die Verbrechen der Nationalsozialisten als Mahnung und Warnung vor andauernder Gefahr des Rechtsextremismus wachzuhalten. Was bewirkten diese Begegnungen?

Ein 15-jähriger Schüler betonte: "Die Gelegenheit der persönlichen Begegnung mit Zeitzeugen ist für mich wertvoller als jedes Nachlesen in Büchern."

Ein Lehrer der Diedrich-Uhlhorn-Realschule Grevenbroich schrieb uns: "Ich darf mich ganz herzlich für die Ermöglichung und konkrete Organisation der Begegnung mit Herrn Sklodowski und Frau Nowak an unserer Schule bedanken. Frau Drechsel-Gillner war nicht nur eine wunderbare Übersetzerin, sondern auch perfekte Vermittlerin und herzliche Begleiterin. Vielen lieben Dank noch einmal, auch im Namen meiner Schülerinnen und Schüler."

Ein Lehrer des Antoniuskollegs Neukirchen sagte: "Gerade in Zeiten, in denen Rapper antisemitische Parolen verbreiten, in denen Synagogen auf deutschem Boden bewacht werden müssen und in denen Israelflaggen aus Protest verbrannt werden, zeigt sich, wie wichtig die Erinnerung an solche Zeiten doch ist".

Christa Teiner, die ehrenamtliche Projektbegleiterin, berichtete: "Das Interesse der Schulen ist ungebrochen groß. Wir kamen in der Zeit der Abschlussprüfungen, aber keine der Schulen hat abgesagt. Wir wurden wiederholt gefragt, ob wir nächstes Jahr wieder kommen würden."

Gruppenbild nach einem Schulbesuch
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