Hintergrund
polnischrussischenglisch

Demokratieerziehung: Überlebende der NS-Diktatur sprechen mit Schülern und Studenten in Sachsen

Um die Demokratieerziehung zu stärken, besuchten vom 25. Mai bis 1. Juni 2018 zwei Überlebende der NS-Diktatur Schulen im westlichen Sachsen. Das Projekt "Demokratieerziehung/ Gespräche mit Überlebenden des NS-Regimes an sächsischen Schulen" wurde in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus durchgeführt.

Alodia Witaszek-Napierala (*80) aus dem polnischen Bydgoszcz und Henriette Kretz (83) aus Antwerpen/Belgien sprachen mit Jugendlichen an neun Schulen in verschiedenen Städten Sachsens, u.a. in Chemnitz, Meerane und Neukirchen.

Alodia Witaszek-Napielara erzählte den Schüler/innen der Klassenstufen 8 bis 11, wie sie in der NS-Zeit der Zwangsgermanisierung ausgesetzt wurde. Aufgrund ihrer blonden Haare und blauen Augen wurde sie als "rassenützlich" eingestuft und als "Geschenk des Führers" einer deutschen Familie zur Adoption übergeben.

Henriette Kretz schilderte, wie sie als Kind aufgrund ihrer jüdischen Abstammung verfolgt wurde und wie es ihr gelang, den Holocaust zu überleben.

"In allen Schulen wurde uns bestätigt, dass die Berichte der Zeitzeugen für die Schüler sehr wichtig sind", sagt unsere Ehrenamtliche Anna Möhn aus Dresden. Gemeinsam mit Monika Müller aus Radebeul organisierte und betreute sie das Zeitzeugenprojekt im Freistaat Sachsen.

"Ein Geschichtslehrer berichtete mir, dass seine Schüler von Henriettes Ausführungen sehr ergriffen waren und dass das Zeitzeugengespräch auch für ihn eine wertvolle Hilfe bei der Vermittlung des Lehrstoffes darstellte," erzählt Anna Möhn.

"Eine besondere Erfahrung war auch der Besuch in der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte in Chemnitz. Hier war die Empathie der Zuhörer sehr hoch," fügt Monika Müller hinzu.

Während des Projekts setzten sich rund 500 Jugendliche mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinander. Neben Schulbesuchen stand auch eine Begegnung mit Studierenden der Technischen Universität Chemnitz und mit Interessierten aus der Evangelischen Gemeinde Burgstädt auf dem Programm.

Nach der Veranstaltung an der TU Dresden erreichte uns eine Mail mit der folgenden Rückmeldung: "Es war unglaublich interessant und sehr ergreifend, ein paar Stunden mit Alodia Witaszek und Henriette Kretz verbringen zu dürfen. Die Arbeit mit Zeitzeugen ist so wichtig für unsere Gesellschaft und Geschichte. Es ist die Aufgabe der nächsten Generationen, diese Geschichten weiter zu erzählen, zu forschen und immer so lebendig zu machen, um das Vergessen und die Ignoranz zu vermeiden."

Das Projekt "Demokratieerziehung" wird seit einigen Jahren zweiteilig (jeweils eine Woche pro Jahreshälfte) durchgeführt. Das Interesse der sächsischen Schulen an dieser besonderen Form des historischen Lernens ist inzwischen so groß geworden, dass in diesem Jahr eine dritte Projektwoche geplant ist.

Die nächsten Projekttermine sind:

- 26. August bis 1. September 2018 im Großraum Schmochtitz;

- 21. bis 27. Oktober 2018 in Dresden und Pirna.

Spenden