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Häusliche Betreuung und Pflege in Polen

07.09.2020     In den eigenen vier Wänden wohnen bleiben und dort von professionellen Pflegekräften unterstützt werden. Das wünschen sich viele KZ- und Ghetto-Überlebende. Für Teresa Zadura aus Lublin ist es nun Realität geworden. Die Auschwitz-Überlebende nimmt seit kurzem das Angebot häuslicher Betreuung und Pflege des Maximilian-Kolbe-Werks in Anspruch.

Die regionale Krankenversorgung und die häusliche Pflege sind in den vergangen Jahren zu einem wichtigen Bestandteil unserer Arbeit in Polen geworden. Mit diesem Hilfsangebot reagieren wir auf die zunehmende, durch Alter und Krankheit bedingte Pflegebedürftigkeit von KZ- und Ghetto-Überlebenden. Damit unterstützen wir in erster Linie diejenigen Senioren, die aufgrund ihrer familiären oder finanziellen Situation sonst nicht in der Lage wären, eine angemessene Versorgung zu erhalten.

Die 76-jährige Teresa Zadura ist krebskrank und benötigt nach einem längeren Krankenhausaufenthalt intensive Betreuung und Pflege zuhause. "Ohne Unterstützung kann Teresa ihren Alltag nicht bewältigen. Ihre Kinder sind aber berufstätig und die Enkel studieren", weiß Jadwiga Wakulska, unsere ehrenamtliche Helferin in Lublin.

Als Vertrauensfrau für die Region Lublin im Osten Polens hält Jadwiga Wakulska zu den KZ- und Ghetto-Überlebenden in ihrer Region regen Kontakt, steht ihnen mit Wort und Tat zur Seite und koordiniert unsere Hilfsmaßnahmen vor Ort, darunter auch das Angebot häuslicher Pflege. 

Jadwiga Wakulska aus Lublin organisiert häusliche Pflege für KZ-Überlebende in ihrer Region

Als Jadwiga Wakulska von der neuen Lebenssituation von Teresa erfährt, nimmt sie umgehend zu einem lokalen Pflegedienst Kontakt auf und organisiert Hilfe. An drei Tagen in der Woche kommt nun eine Pflegerin zu Teresa Zadura nach Hause und kümmert sich um die Auschwitz-Überlebende.

"Trotz Pflegebedürftigkeit im vertrauten Umfeld bleiben"

"Die angebotenen praktischen Hilfen sind für Teresa und die anderen Betroffenen sehr wertvoll", sagt die Vertrauensfrau. "Sie geben ihnen die Möglichkeit, trotz Krankheit, großer körperlicher Einschränkungen und Pflegebedürftigkeit in ihrem vertrauten Umfeld zu bleiben".

Mit dem Pflegedienst, der Teresa betreut, arbeitet das Maximilian-Kolbe-Werk seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen. Die Versorgung der Senioren wird durch hochqualifizierte Krankenschwestern und Pflegekräfte geleistet und umfasst neben der Körperpflege das Verabreichen von Medikamenten, die Unterstützung bei Mahlzeiten sowie auch Hilfen im Haushalt wie Putzen und Waschen.

Teresa Zadura und Jadwiga Wakulska teilen das gleiche Schicksal. Die beiden Frauen kamen 1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau auf die Welt, wo sie bis zur Lagerbefreiung am 27. Januar 1945 mit ihren Müttern inhaftiert waren.

"Im Lager haben viele Häftlinge zusammengehalten und einander geholfen. Nur deshalb konnten wir Säuglinge den harten Winter 1944/1945 dort überleben", erzählt Jadwiga Wakulska. "Heute kann ich denjenigen, die mich brauchen, helfen."

Neben den KZ-Überlebenden in Lublin erfahren Senioren in weiteren Regionen Polens wie Bydgoszcz, Szczecin, Gdansk und Kattowitz Hilfe und Unterstützung durch unser Angebot häuslicher Betreuung und Pflege.

Diese Hilfsmaßnahme wird durch einen Projektzuschuss der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) gefördert.

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