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Von Kneipp bis zur Massage: Kuraufenthalt für 18 KZ- und Ghettoüberlebende in Litauens beliebtester Kurstadt Palanga, Mai 2013

"Es ist ein großer Genuss, hier zu sein" Keine Frage: Irena Veisaite (85) spricht den anderen Kurgästen aus dem Herzen. 18 KZ- und Ghettoüberlebende aus Litauen hat das Maximilian-Kolbe-Werk zu einer Kur in das Sanatorium Palangos Linas in der litauischen Stadt Palanga eingeladen. Zu den angebotenen Heilmaßnahmen gehörten Massagen, Sauerstoff- oder Heilschlammbehandlungen, die heilend auf ihre Herz-Kreislaufstörungen, Nieren- und Atmungswegerkrankungen wirkten oder auch Kneipp-Anwendungen. "Am Ende konnten wir die Gäste mit herzlichen Umarmungen verabschieden und durften noch einmal viele bewegende Dankesworte entgegennehmen", erzählt Dr. Ursula Fox. Gemeinsam mit Monika Müller betreute sie für das Maximilian-Kolbe-Werk die Kurgäste in Palanga.

Neben den Kuranwendungen genossen es die Frauen und Männer an dem weißen Sandstrand spazieren zu gehen oder erfreuten sich an den wunderbaren Sonnenuntergängen, die ihnen fast an jedem Abend geschenkt wurden. Die von den Ehrenamtlichen angebotenen Ausflüge führte die Gruppe ins Bernsteinmuseum und in das Schloss in Kretinga. Besonders gut haben dort den Gästen der große Wintergarten und das angeschlossene Café gefallen. Neben den Sparziergängen am wunderbaren Ostseestrand und den Ausflügen habe den Überlebenden auch das freundliche und hilfsbereite Personal gut getan.

Bei den Mahlzeiten, Spaziergängen und am Strand ergaben sich immer wieder Gelegenheiten zu lockeren Gesprächen. Einige der Überlebenden nutzen die Gelegenheit und erzählten von ihren schrecklichen Erlebnissen im Ghetto oder im Lager. Zum Beispiel die Holocaustüberlebende Dr. Irena Veisaite. Kurz nachdem Litauen von den Nazis besetzt wurde, kam sie in das Ghetto von Kaunas. Ihre Mutter wurde im Juli 1941 ermordet, ihr Vater lebte als litauischer Staatsbürger in Belgien und überlebte deswegen den Holocaust. Freunde der Familie ermöglichten 1942 die Flucht der kleinen Irena aus dem Ghetto. Sie wurde nach Vilnius gebracht und bei Bekannten versteckt. Irena Veisaite lebt heute in Vilnius. "Ich hatte nie einen Hass gegen Deutsche", sagt sie. "Ich habe immer unterschieden zwischen Nazis und Deutschen."

Ein besonders schönes Ereignis wurde der Abschiedsabend im Sanatorium. Eine bekannte Sängerin, die sich auch zur Kur in Palanga aufhielt, sang für die Gruppe jidische, deutsche, russische und litauische Lieder. "Die Stimmung war ungezwungen und fröhlich - alle haben sich sichtlich wohl gefühlt", erklärt Frau Fox.

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