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Erholung für Körper und Geist

Kuraufenthalt für 15 KZ- und Holocaust-Überlebende in Truskawez/ Ukraine

15 ukrainische KZ- und Holocaust-Überlebende lud das Maximilian-Kolbe-Werk vom 7. bis 17. Mai 2017 zu einem Kuraufenthalt im Sanantorium "Kryschtalevyj Palaz" (dt. 'Kristallpalast') in Truskawez/ Region Lviv ein.

Die zwischen 1922 und 1942 geborenen Gäste kamen zum Teil in Begleitung von Angehörigen und reisten aus der Region Lviv und Ivano-Frankivsk an. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs waren sie in den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald, Sachsenhausen, Flossenbürg und Majdanek oder in einem Ghetto interniert.

Begleitet wurde der zehntägige Kuraufenthalt von Ursula Fox, einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin des Maximilian-Kolbe-Werk, sowie Sr. Ewa Tonacka, Leiterin unseres Sozialmedizinischen Zentrums im polnischen Lodz.

Ursula Fox schickte uns den folgenden Bericht.

Sanatorium

Das Sanatorium liegt in einem großen Park am Ende der Fußgängerzone direkt gegenüber der Heilwasser-Trinkhalle. Es besteht aus mehreren Gebäudekomplexen in einem hügeligen Gelände. Die Unterbringung in dem renovierten Hauptgebäude war hervorragend. Ein Kurteilnehmer blickte immer wieder staunend auf die Gebäude des Sanatoriums. Er war hier vor 40 Jahren zu einer Kur und stellt nun den Unterschied fest: "Wie Himmel und Erde! Alles ist anders und so viel besser und schöner!"

Anwendungen wurden in dem gegenüber liegenden Gebäude durchgeführt, in dem es auch eine große Gymnastikhalle und ein sehr geräumiges Schwimmbad gab.

Gruppe

Die Teilnehmer aus Lviv und näherer Umgebung kennen sich schon sehr lange und sind miteinander vertraut. Nach wenigen Tagen waren auch die beiden Teilnehmer aus der Region Ivano-Frankivsk gut in der Gruppe integriert.

Mit dem Buchenwald-Überlebenden Mykola Kowtunyk, der auch ausgezeichnet polnisch sprach, konnte ich ein Interview führen. Im Gespräch kam der 95-Jährige immer wieder auf seine derzeitige Situation, seine Trauer zu sprechen, denn vor wenigen Tagen war sein Sohn verstorben.

Die Auschwitz-Überlebende Maria Bezus (91) sprach über ihre Lagergeschichte nicht. Sie erzählte nur, dass sie nach dem Krieg die Häftlingsnummer wegschneiden ließ. Sie hat studiert und war Mathematiklehrerin. Heute leidet sie an Depression. Auch die Sorge um ihren behinderten Sohn bewegt sie.

Das Ehepaar Onufrij und Halina Dudok berichteten über ihre derzeitigen Lebensverhältnisse. Onufrij Dudok (*1926) kam aber auch noch einmal auf die Lageraufenthalte zu sprechen und traf eine für uns sehr erstaunliche Feststellung: "Von all den Lagern, die ich durchlaufen bin, war Auschwitz das leichteste."

Programm

Das erste Treffen, zu dem Sr. Ewa und ich die Gruppe eingeladen haben, war der Begrüßungsabend im Foyer des Sanatoriums. Nach einer kurzen Begrüßungsansprache wurde geplaudert und gesungen.

Die zweite Freizeitmaßnahme war ein Besuch im Cafe "Schokolad". Da an diesem Tag der "Den Pobedy" (dt. Der Tag des Sieges) begangen wurde, hat einer unserer Gäste seine gesamten Orden angelegt und wurde auf dem kurzen Spaziergang bis zum Cafe von jungen Menschen als Kriegsveteran erkannt, angesprochen und fotografiert, was ihn offensichtlich mit Stolz erfüllte.

Am nächsten Abend luden wir die Gruppe zu einem Konzert von vier Tenören in den Kulturpalast ein - Operettenmelodien, Schlager in ukrainischer, spanischer, italienischer, deutscher Sprache bis hin zu den Beatles. Ein vergnüglicher Abend, über den die Gäste sich sehr zufrieden bis begeistert äußerten.

Höhepunkt unserer Freizeitunternehmungen war ein Ausflug in die Karpaten. Ziel war eine Fischzuchtanlage mit Restaurant. Die Gäste bekamen eine Angel mit einem Maiskorn auf dem Angelhaken und durften die Fische, die sie essen wollten, selbst angeln. Das hat unseren Gästen ungeheuren Spaß gemacht. Nachdem in wenigen Minuten 16 Forellen geangelt waren, wurde die Ausbeute für die Zubereitung auf dem Grill übergeben. Wir durften derweil in dem Gelände spazieren und die wunderschöne Berglandschaft genießen. "Ich habe noch nie eine so gut zubereitete und wohlschmeckende Forelle gegessen", war von den Gästen zu hören. Ein sehr gelungener Ausflug, von dem alle hochzufrieden zurückkehrten.

Am 13. Mai ist Nina Dobrenka angereist, Leiterin des Medizinisch-Sozialen Zentrums des Ukrainischen Roten Kreuzes in Lviv, die diesen Kuraufenthalt mitorganisierte. Sie wurde von der Gruppe freudig begrüßt und sogleich über unsere bisherigen Aktivitäten informiert.

Für den Sonntagnachmittag hatte uns Sr. Magda, eine polnische Missionsschwester, in die ca. 30 km entfernte Pfarrei Medenytschi eingeladen. Die beiden Schwestern Magda und Adriana begrüßten uns sehr herzlich und luden uns nach kurzem Aufenthalt auf dem Kirchengelände an den Kaffeetisch, wo wir mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden. Sr. Magda berichtete sehr bewegt über ihre Erfahrungen als Ehrenamtliche im Kolbe-Werk. Die herzliche Begegnung im Pfarrhaus Medenytschi hat den Gästen gut getan.

Am Tag vor der Abreise organisierten wir den Abschiedsabend. Mit Plaudern und Singen bei Wein und Süßigkeiten verbrachten wir den Abend. Abschließend stelle ich fest, dass unsere Freizeitangebote gut angenommen worden und dass mir die Begleitung der Gruppe Freude gemacht hat.

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