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Ein Zeichen der Solidarität in schwieriger Zeit

Hilfe für KZ- und Ghetto-Überlebende in Belarus

21.09.2020     Mit großer Sorge beobachtet das Maximilian-Kolbe-Werk die aktuellen Ereignisse in Belarus. Seit Anfang August protestieren Tausende Menschen in Minsk und anderen Städten des Landes gegen das angebliche Ergebnis bei der Präsidentschaftswahl. Die große Härte, mit welcher die belarussischen Behörden gegen die Demonstrierenden vorgehen, feuert die Proteste noch mehr an.

Unsere Sorge gilt besonders den zahlreichen KZ- und Ghetto-Überlebenden vor Ort, die uns am Telefon von ihren Ängsten erzählen. Zu den Einschränkungen und Belastungen durch die Corona-Pandemie kommt nun die große Unsicherheit über die Zukunft. Wird es eine schnelle und friedliche Lösung geben? Werden Kinder und Enkel ihre Jobs behalten? Werden Renten weiter ausbezahlt? Fakt ist, dass der belarussische Rubel an Wert verliert und die Preise steigen. Die Verunsicherung unter den Senioren ist groß.

Die KZ-Überlebenden können auf uns zählen, das versichern wir ihnen in jedem Telefonat. Als Zeichen der Solidarität lassen wir ihnen Hilfen zukommen - für Medikamente, Rehabilitationen oder ein Pflegebett.

Sorge um die Zukunft

Alla O. aus Minsk erzählt, dass ihr die aktuelle Situation große Angst macht. "Kaum haben wir den Covid-Schrecken überwunden - einige Familienmitglieder waren erkrankt - kommt die nächste Krise", klagt sie. Alla ist im Juni 80 Jahre alt geworden. Als Kind wurde sie während der deutschen Besatzung von Belarus im Lager Osaritschi eingesperrt. "Meine Kindheit wurde mir durch den Krieg genommen. Jetzt hoffe ich, dass es nicht auch meinen Enkeln passiert".

Auch gesundheitlich ist Alla angeschlagen. Sie hat Diabetes und muss zur Rehabilitation. Doch die Kosten für die Reha sind deutlich gestiegen. Wir unterstützen Alla O. mit einer Beihilfe. "Ich danke für Eure Solidarität und Eure Unterstützung in dieser schwierigen Zeit", sagt sie.

"Wir müssen zusammenhalten"

Die aktuelle Situation beunruhigt auch Alexej N. aus dem Gebiet Brest im Osten von Belarus. Der 78-Jährige erlitt im August einen Schlaganfall und ist seitdem bettlägerig. Wie wir von seiner Schwester Janina erfahren, fällt es dem ehemaligen Berufsoffizier schwer, sich an die neuen Lebensumstände zu gewöhnen.

Während des 2. Weltkriegs haben die Geschwister das Konzentrationslager Koldytschewo überlebt. Ihr Vater, damals Direktor einer Fleischfabrik, hat Juden versteckt und wurde denunziert. Zur Strafe wurde die ganze Familie verhaftet und nach Koldytschewo gebracht. Nach monatelangen Folterungen wurden die Eltern erschossen. Nach Kriegsende waren Aleksej und Janina mit 2 und 4 Jahren Vollwaisen.

Ihr Schicksal hat die beiden zusammengeschweißt. "Wir halten zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten", sagt Janina. Als große Schwester kümmerte sie sich schon immer um ihren Bruder. Auch jetzt hat sie ein Pflegebett für Aleksej besorgt, auch wenn es sehr teuer war. Um die Geschwister finanziell zu entlasten, unterstützen wir den Bettkauf mit einer Zuzahlung.

Seit dem Beginn der politischen Krise hat das Maximilian-Kolbe-Werk seine Hilfen für KZ- und Ghetto-Überlebende in Belarus intensiviert und wird ihnen auch in den nächsten Wochen und Monaten zur Seite stehen.


Weitere Hilfen in Belarus

16.11.2020     102 Jahre alt ist Viktor Akimov aus Grodno in Belarus. Er wurde 1918 geboren, im gleichen Jahr endete der Erste Weltkrieg. "Wir sind überrascht", erzählt seine Tochter Valentina, "dass er trotz seines schwierigen Lebens eine positive Einstellung hat und nichts bereut".

Der KZ-Überlebende hat nach wie vor ein gutes Gedächtnis und einen scharfen Sinn für Humor. So scherzt er in Bezug auf sein Alter: "Der liebe Gott hat mich wohl vergessen..."

Wir schicken Herrn Akimov ein Geldgeschenk und wünschen ihm nur das Allerbeste, vor allem weiterhin gute Gesundheit.

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